EY Stadtwerkestudie 2021:

Smart-Meter-Rollout in Österreich verzögert sich stark

von Sandra Eisner
Foto: © EY/Robert Herbst

Die Ausstattung österreichischer Haushalte mit intelligenten Messgeräten, sogenannten »Smart Metern«, kommt nur schleppend voran. Die Smart-Meter-Rollout-Quote, welche ursprünglich für 2020 mit 80 Prozent festgelegt war, wurde von den Netzbetreibern nicht erreicht. Das zeigt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, kurz BDEW, für welche 18 regionale Energieversorgungsunternehmen in Österreich befragt wurden.

Mehr als drei Viertel (77 %) der befragten Energieversorger haben eine Rollout-Quote in ihrem Netzgebiet von unter 70 Prozent erzielt, davon hat etwa ein Fünftel (22 %) erst weniger als zehn Prozent der Stromzähler mit Smart Metern ausgestattet. Die ursprüngliche Vorgabe sah vor, dass bis Ende 2020 mindestens 80 Prozent der Haushalte mit smarten Stromzählern ausgestattet werden. Erst heuer im Sommer wurde ein neuer Verordnungsentwurf eingereicht, der eine Verschiebung der Ziele nach hinten vorsieht. Der neue Zeitplan sieht eine 40-Prozent-Quote bis Ende 2022 vor, Ende 2024 soll dann das 95-Prozent-Ziel erreicht werden.

Das scheint auch laut Einschätzung der Energieversorger der richtige Weg zu sein – für Ende 2022 sollten laut Einschätzung der österreichischen Marktteilnehmer im Schnitt bereits 54 Prozent der Haushalte mit Smart Metern ausgestattet sein.

Stefan Uher (Bild), Leiter des Energiesektors bei EY Österreich, zu den Ergebnissen: „Die Gründe für die Verzögerung bisher liegen auf der Hand: Der Roll-out ist allgemein schwierig angelaufen und nun speziell aufgrund der negativen Effekte der COVID-19-Pandemie nicht in Gang gekommen. Die Energieversorger haben die Installationsarbeiten vor Ort in Österreichs Haushalten zumindest zeitweise unterbrochen, um zur Reduktion des Infektionsgeschehens beizutragen. Hinzu kommen auch Lieferengpässe bei den Zählerherstellern. Es war ein guter Schritt, die ursprünglich geplanten Quoten für 2020 an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen.“

COVID-19 war Top-Thema 2020 und treibt digitalisierte Arbeitswelt voran

Vor allem die Arbeitswelt ist nach wie vor im Bann der Pandemie. COVID-19 und die Auswirkungen der Pandemie waren 2020 omnipräsent. So war es auch für die Hälfte der Energieversorger (50 %) das Top-Thema des Jahres, mit welchem sie sich am intensivsten auseinandergesetzt haben, gefolgt von Klimawandel und Digitalisierung (jeweils 22 %).

Österreichs Energieversorger sehen sich jedoch nicht nur mit den negativen Auswirkungen der Krise konfrontiert. So werden positive Effekte in Bezug auf eine digitalisierte und flexibilisierte Arbeitswelt als Folge der Corona-Pandemie erwartet. Fast drei Viertel (72 %) sehen Digitalisierung als Chance für ihr Unternehmen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen schreibt neben der Optimierung interner Prozesse auch der Digitalisierung für die kommenden zwei bis drei Jahre weiterhin eine hohe Bedeutung zu. Österreichs Energieversorgern zufolge wird die digitale Transformation der Energiewirtschaft insbesondere durch Technologien wie intelligente Stromzähler sowie durch Initiativen für mehr Cybersicherheit begünstigt.

Prozessoptimierung, Digitalisierung und Fachkräftemangel sind größte Herausforderungen

Drei Themen werden die nächsten drei Jahre die heimische Energiewirtschaft dominieren – allen voran die Optimierung interner Prozesse und Organisationsstrukturen (94 %), die Digitalisierung (89 %) sowie die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeiter:innen und Personalentwicklung (89 %). Damit teilt die Energiebranche die Einschätzungen der gesamten Unternehmenslandschaft in Österreich – auch beim EY Mittelstandsbarometer Österreich 2020 war das Thema Fachkräftemangel weit oben auf der Agenda.

„Der Mangel an qualifizierten Fachkräften stellt eine Bedrohung für heimische Unternehmen dar. Die COVID-19 Pandemie hat zwar die digitale Transformation vorangetrieben, der digitale Wandel hat jedoch auch einen erheblichen Einfluss auf die Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt. Für viele Unternehmen ist es teils ein mühsamer Weg, gut ausgebildete Mitarbeiter:innen zu finden, vor allem in den Bereichen IT, technische Produktion sowie in der Forschung und Entwicklung“, so Uher.

Dennoch lässt sich anhand der Ergebnisse der Studie feststellen, dass sich der Optimismus der Energieversorger trotz der Auswirkungen der Corona-Krise nicht trüben lässt: Über drei Viertel (78 %) sind mit ihrem Geschäftserfolg 2020 zufrieden.

Mehrheit der Energieversorger sieht Wärmewende als größten Hebel für Klimaneutralität

Der größte positive Einfluss zur Realisierung von Klimaneutralität wird den Energieversorgungsunternehmen zufolge der Wärmeversorgung mit der sogenannten »Wärmewende« zugeschrieben, gefolgt von der Mobilitätswende und dem Ausbau erneuerbarer Energien. In Bezug auf die Wärmewende geben mehr als drei Viertel (78 %) der österreichischen Energieversorger an, dass Blockheizkraftwerke (BHKW) bzw. Kraft-Wärme-Kopplung, kurz KWK, jene Technologieoptionen sind, die aktuell besonders relevant für das Erreichen der Klimaneutralität erscheinen. Die Zukunftsprognose zeigt, dass Power-to-Heat-Wärmepumpen in den kommenden Jahren enorm an Relevanz gewinnen werden. Diese werden die Vorreiterrolle unter den Technologieoptionen im Beitrag zur Wärmewende einnehmen, gefolgt von den Blockheizkraftwerken, welche als eine beinahe ebenso vielversprechende Zukunftstechnologie im Bereich der Wärmeversorgung gelten.

Auch die Verkehrswende birgt aus Sicht der Befragten großes Potenzial, positiv zur Dekarbonisierung beizutragen. Elektro- und Hybridantrieb sind im Bereich der Mobilität die federführenden Technologieoptionen und werden es auch in Zukunft bleiben. Einhergehend mit der Relevanz der Elektromobilität ist deren Ausbau in den Gemeinden als Best-Practice-Beispiel für ein erfolgreiches Klimaneutralitätsprojekt zu verzeichnen, wie fast die Hälfte (44 %) der Energieversorger bestätigt.

Im Bereich der Stromerzeugung stellt Photovoltaik als klimafreundliche Technologieoption bereits für 94 Prozent der Energieversorger die größte Relevanz dar, um Klimaneutralität zu erreichen und wird es aus Sicht aller Befragten auch in Zukunft bleiben.

Kooperation zwischen Energieversorgen und Wohnungswirtschaft sowie Klimaschutzthemen bringen Synergiepotenziale

Der Großteil (78 %) der befragten Energieversorgungsunternehmen sieht vor allem große Potenziale in der Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft. Uher unterstreicht, dass ein Zusammenschluss zwischen Österreichs Energieversorgungsunternehmen und der Wohnungswirtschaft zahlreiche Chancen bietet: „Verschmelzungen mit der Wohnungswirtschaft machen durchaus Sinn und eröffnen das Potenzial für wertvolle Synergieeffekte für alle Beteiligten. Die Energieversorger sehen eine große Chance darin, ihr bestehendes Kerngeschäft über die Endverbraucher:innen hinaus zu erweitern. Die Wohnungswirtschaft profitiert durch den Zusammenschluss von einem optimalen Versorgungskonzept, welches darauf abzielt, Klimaneutralität zu erreichen. Somit können beide Branchen ihre Potenziale voll ausschöpfen.“

In Bezug auf potenzielle Geschäftsfelder sind Klimaneutralitätsthemen wie die dezentrale Stromerzeugung und -speicherung und Elektromobilität jene mit dem höchsten Synergiepotenzial: Österreichs Energieversorger sehen in diesen beiden Bereichen die größte Chance für eine Verschmelzung von Branchen.

Weitere Informationen auf: www.ey.com/at

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