Strompreis-Debatte:

Was passiert, wenn Energieversorger nur kostendeckend arbeiten?

von Laura Peichl
von von Thomas Graf-Backhausen Foto: © www.i-magazin.com

Was wäre, wenn Österreichs Landesenergiegesellschaften plötzlich nur noch kostendeckend wirtschaften würden – also ohne Gewinnaufschläge, aber mit voller Transparenz über die realen Kosten? Es klingt nach einer Utopie, könnte aber zur Realität werden. Berechnungen zeigen, dass eine Kilowattstunde Strom für Endkunden theoretisch nur 6 bis 10 Cent kosten könnte, zumindest wenn allein die Produktionskosten betrachtet werden.

Allerdings ist die Energiewirtschaft komplexer. Infrastruktur, Netzausbau und die Energiewende treiben die realen Kosten deutlich nach oben. Realistisch gesehen läge ein tatsächlich kostendeckender Strompreis inklusive Netz und Modernisierung bei etwa 12 bis 15 Cent pro Kilowattstunde – und damit deutlich unter den derzeit üblichen rund 30 Cent, die viele österreichische Haushalte zahlen.

Standort Österreich: Ein Strompreis-Boom für die Industrie?

Sollte ein solches Szenario eintreten, könnte Österreichs Industrie erheblich profitieren. Besonders energieintensive Unternehmen aus den Bereichen Stahl, Chemie oder Papier wären plötzlich international deutlich wettbewerbsfähiger. Österreich könnte zum attraktiven Standort für energieintensive Branchen werden – mit klaren positiven Effekten für Arbeitsplätze, Innovation und Export.

Inflation auf dem Rückzug

Ein niedriges Preisniveau beim Strom hätte zudem das Potenzial, die Inflation nachhaltig zu senken. Günstigere Energiepreise würden die Produktionskosten vieler Güter senken – und könnten so dazu führen, dass Konsumentenpreise spürbar sinken oder zumindest stabil bleiben.

E-Mobilität und Wärmepumpen würden attraktiver

Zudem wäre die Energiewende ein klarer Gewinner eines solchen Preismodells: Elektrische Mobilität und Wärmepumpen würden durch einen kostengünstigen Strompreis noch attraktiver. Österreich könnte schneller klimaneutral werden, und der Umstieg auf nachhaltige Energietechnologien würde massiv beschleunigt.

Die Finanzierung der Zukunft: Woher kommt das Geld?

Allerdings gäbe es Herausforderungen. Wer finanziert langfristige Investitionen in die Netze, Speichertechnologien und Digitalisierung, wenn kaum Gewinne erwirtschaftet werden? Energieunternehmen könnten gezwungen sein, entweder Gewinne moderat einzuplanen oder gezielte Förderungen vom Staat zu erhalten. Ohne kluge Finanzierungskonzepte wäre das Risiko groß, dass dringend notwendige Investitionen auf der Strecke bleiben.

Fazit: Balanceakt für Österreich

Ein rein kostendeckender Strompreis hätte kurzfristig viele Vorteile – vor allem für die Industrie und Verbraucher. Doch langfristig braucht es eine sorgfältige Balance zwischen günstigen Preisen und einer nachhaltigen Finanzierung der Energiewende. Denn günstiger Strom allein reicht nicht aus, um Österreich zukunftssicher aufzustellen. Das wissen auch jene, die derzeit über die Strompreisentwicklung diskutieren – in Wien und darüber hinaus.

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