Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie weist auf Dringlichkeit von Investitionen in Spitzenforschung und Produktion von Mikrochips hin. Mikrochips sind in praktisch allen Gebrauchsgegenständen, die wir tagtäglich verwenden – von Smartphones, Radios, TV-Geräten über Bankomatkarten bis hin zu Autos – verbaut.
Auch wichtige Zukunftstechnologien, von der Digitalisierung bis hin zu Green Technologies, benötigen die kleinen Bauelemente, die Motor des Wohlstands und Absicherung der Zukunft sind. Doch die Versorgung mit Mikrochips ist nicht mehr gesichert. Der Chipmangel führte unmittelbar zu massiven Produktionsausfällen in Europa. Betroffen sind alle Wirtschaftsbereiche wie Automotive, Technologien für kritische Infrastrukturen, Energiesysteme, Medizin oder Maschinenbau. Seit gut eineinhalb Jahren bemerken dies neben Unternehmen auch Kundinnen und Kunden – etwa anhand von teils massiven Lieferschwierigkeiten in der Automobilindustrie.
Globaler Wettkampf um Hochtechnologie
Zu lange hat sich Europa auf dem erreichten Status Quo ausgeruht. Notwenige Spitzenforschung im Bereich Halbleiter und Mikrochips blieben auf der Strecke. Produktionswerke wurden anstatt in Europa in den USA, China oder Taiwan aufgebaut. Besagte Staaten arbeiten auch weiterhin mittels nationaler Förderprogramme daran, Wissen und technologischen Fortschritt im Land zu behalten und weiter auszubauen. Sie versuchen zusätzlich, in Europa ansässige Unternehmen mittels in Aussicht gestellter Wirtschaftshilfen abzuwerben. Taiwan investiert in den nächsten Jahren 120 Mrd. Euro, China rd. 150 Mrd. US$, die USA stellt Bundesmittel von 52 Mrd. US$ bereit. Der European Chips Act, der im August 2022 von der Europäischen Kommission präsentiert wurde, sieht aktuell ein Volumen von rd. 43 Mrd. Euro an EU-Mittel vor.
Technologische Souveränität gewährleisten
„Um im internationalen Vergleich bestehen zu können, braucht es endlich einen europäischen Schulterschluss und eine gesamt-europäische Strategie, die einerseits auf einen Innovationsvorsprung abzielt, andererseits aber auch die Produktion von Mikrochips im europäischen Raum absichert. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir vor einem Scheideweg stehen. Entweder rennen wir sehenden Auges in eine zunehmende Abhängigkeit von mittlerweile stark technologisierten asiatischen Staaten oder den USA oder aber wir investieren ernsthaft und nachhaltig in die dafür notwendigen Kompetenzen in Europa und bauen Schritt für Schritt unsere eigene technologische Souveränität aus“, so Wolfgang Hesoun (oben im Bild), Obmann des FEEI, der sich dafür aussprach, dass der European Chips Act umgehend umgesetzt werden müsse. „Dies werde klarerweise ohne die notwendige finanzielle Dotierung nicht möglich sein“, so Hesoun weiter.Dafür brauche es einen Europäischen „Recovery and Resilience Plan for Microelectronics“, der mit Budget für den Europäischen Innovations- und Produktionsstandort dotiert sein muss.
„Mikrochips sind nicht nur unverzichtbarer Teil in beinahe allen gegenwärtigen Gebrauchsgegenständen, sondern auch unabdingbar für die Entwicklung von Technologien zum Klimaschutz oder zu moderner Mobilität“, ergänzt Marion Mitsch, Geschäftsführerin des FEEI.
Innereuropäische Fairness
Auch innereuropäisch braucht es Fairness, schreibt der Fachverband. Große Mitgliedsstaaten wie Deutschland oder Frankreich sind in der Lage, mehr nationale Fördermittel einzusetzen als kleinere Staaten – wie etwa Österreich. Somit können sie auch mehr Mittel aus dem European Chips Act lukrieren. Das kommt einem Wettbewerbsnachteil von Unternehmen in kleineren EU-Mitgliedsstaaten gleich und dem muss nach Ansicht des FEEI entgegengewirkt werden.
Mehr Informationen unter: www.feei.at
Quelle: FEEI