SKW im Interview:

Nicht nur leere Worte

von Jasmin Fuerbach
von Interview Thomas Buchbauer, Text Jasmin Fürbach, MA BA Foto: © Pixabay

Nachhaltigkeitsziele sind in aller Munde, aber lassen Worte auch Taten folgen? Markéta Marečková, ESG Manager, und Robert Vodnek, Managing Director, von SKW sagen Ja, denn SKW ist auf der Rennstrecke Richtung Nachhaltigkeit eines der schnellsten Pferde. Wie genau SKW weiterhin die Nase vorn haben möchte, hat das i-Magazin ganz exklusiv im Interview erfahren.

Interview Thomas Buchbauer, Text Jasmin Fürbach, MA BA

Wer kennt es nicht, das Green-Washing der Unternehmen? Echte Nachhaltigkeit ist jedoch mehr als leere Worte und wird längerfristig nicht länger Option bleiben, sondern zum »Muss« werden. Wie SKW plant, diesem Druck standzuhalten und an ihrer eigenen Performance zu arbeiten, erfahren Sie hier.

Bilder: SKW 

ESG ist eine EU-Vorschrift zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Neben den finanziellen Kennzahlen – also dem Jahresabschluss – müssen nun auch nicht-finanzielle Kennzahlen veröffentlicht werden. Können Sie für unsere Leser kurz zusammenfassen, worum es dabei geht und weshalb auch Ihr Unternehmen dazu verpflichtet ist?

 

Markéta Marečková ist als ESG Manager von SKW mit dem i-Magazin im Gespräch. (Bild: SKW)

Markéta Marečková: Tatsächlich ist es nicht so, dass wir von SKW dazu verpflichtet sind, diese Zahlen zu publizieren. Fakt ist, wir haben uns freiwillig dazu entschieden, denn die SKB-Gruppe ist schon seit Anbeginn bemüht, Nachhaltigkeit für das gesamte Unternehmen umzusetzen. 2022 fiel dann die Entscheidung, diese Fokussierung auch auf formaler Ebene umzusetzen und Nachhaltigkeit damit zu institutionalisieren. Ich darf mich glücklich schätzen, dass SKW mich genau zu diesem Zweck an Bord geholt hat. Mein Ziel ist es, Nachhaltigkeit im Unternehmen und außerhalb im Kontakt mit Dritten zu vertreten und die Strategien, die das Unternehmen einleitet, um nachhaltig zu sein, nach außen zu tragen.

Robert Vodnek: Für uns ist Nachhaltigkeit nicht nur eine Verpflichtung, sondern ein Privileg. Wir möchten nicht nur nachhaltig arbeiten, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein und Kunden anzulocken. Mithilfe von E-Mobilität und anderen Implementierungen im Unternehmen wollen wir sicherstellen, dass wir nicht die letzte Generation auf diesem Planeten sind.

Sie arbeiten im Bereich ESG mit EcoVadis – welche Aufgaben hat das Unternehmen dabei?

Marečková: EcoVadis ist ein Unternehmen, das Monitoring von Nachhaltigkeitskonzepten vor allem in Bezug auf die Lieferkette anbietet. Im Prinzip ist der Prozess sehr einfach: EcoVadis prüft mithilfe eines Fragebogens, wie nachhaltig Unternehmen arbeiten. Das Unternehmen ist außerdem verpflichtet, die eigenen Antworten mithilfe von Dokumenten zu belegen. Nach Ende der Befragung und Prüfung der Unterlagen verleiht EcoVadis ein Zertifikat und macht in den Bereichen Verbesserungsvorschläge, wo noch Adjustierungsbedarf herrscht. Der Nachbericht, den EcoVadis erstellt, kann dann mit Kunden und Partnern geteilt werden, um klar zu zeigen, wo das Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit steht. Das Zertifikat ist zudem global anerkannt und schafft objektive Standards für jede Branche.

EcoVadis teilt ESG in vier Themenbereiche ein: Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung. Wie gehen Sie an diese Themen heran?

Marečková: Der Fragebogen ist bereits in diese Themengebiete aufgeteilt und gewichtet diese jeweils unterschiedlich. Das bedeutet, dass verschiedene Fragen auch unterschiedlich wichtig für die Gesamtbewertung sind. In unserem Fall konnten wir einen Prozentsatz von 85 % erreichen. Wir sind somit besser aufgestellt als die Hälfte aller befragten Unternehmen. Um sicherzustellen, dass die Unternehmen sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, wird das Zertifikat jährlich erneuert. Nächstes Jahr wird demnach auch SKW wieder beweisen, wie sehr wir uns im Laufe eines Jahres verbessern konnten.

Hr. Vodnek sagt ganz klar, wie wichtig das Zertifikat ist. (Bild: SKW)

Vodnek: Das Zertifikat zeigt vor allem unseren momentanen Stand, aber wir arbeiten stetig daran, uns weiter zu verbessern und in verschiedenen Feldern Expertisen einzuholen. Beispielsweise arbeiten wir mit einer Universität zusammen, um Erkenntnisse über Biodiversität in Österreich zu erlangen, die wir für unsere Nachhaltigkeitsstrategie nutzen können.

Fühlen Sie sich als Getriebene des ESG-Reportings oder führen die Prozesse dazu, dass alle Teile des Unternehmens beginnen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Nachhaltigkeit auch leben?

Marečková: Wir sehen vor allem, dass wir zwar momentan noch nicht verpflichtet sind, finanzielle Kennzahlen zu veröffentlichen, dass dies aber nur noch eine Frage der Zeit ist. Und genau darauf wollen wir vorbereitet sein. Deswegen ist ESG-Reporting für uns so wichtig. Wir sehen das so: Unser Denken beeinflusst unser Handeln. Wir begannen also, unsere eigenen Unternehmen nachhaltiger zu gestalten, beispielsweise, indem wir unseren CO2-Fußabdruck reduzieren oder PV-Anlagen installieren. Momentan gibt es neun Felder, in denen wir unsere Nachhaltigkeit verbessern wollen, EcoVadis ist eines davon.

Vodnek: Wir sehen die Energiewende als Verpflichtung, mit gutem Beispiel voranzugehen. Das EcoVadis-Zertifikat zeigt dabei unseren Status Quo und gibt uns die Möglichkeit, in den Bereichen aufzuholen, die noch nicht optimal ausgerichtet sind.

Climate Tech – also Lösungen, mit denen Unternehmen technologiegestützt und mit alternativen Herstellungsmethoden deutlich weniger CO2-Emissionen während der Produktion verursachen – ist in aller Munde. Das Herstellen von Kabeln und Leitungen ist energie- und ressourcenintensiv. Welche Maßnahmen setzen Sie in diesen Bereichen?

Marečková: Wir fokussieren darauf, den CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren, Verbrennermotoren durch Elektroautos zu ersetzen, PV-Anlagen auf unseren Dächern zu installieren und grüne Energie in bestimmten Zeitintervallen zuzuschalten. Wir implementieren außerdem einen Fragebogen, der unseren Mitarbeitern erlaubt, Feedback zu geben.

Vodnek: Die Idee ist, das Mindset des gesamten Unternehmens zu verändern – vom Angestellten zum Lieferanten.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist Teil von ESG. Was bedeutet »Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz« für Ihr Unternehmen und welche Auswirkungen hat es auf Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter, Ihre Lieferanten und auch auf Ihre Kunden?

Marečková: Es bedeutet in erster Linie eine Chance, insgesamt nachhaltiger zu werden. Gerade da die Lieferkette einen großen Anteil der CO2-Emissionen ausmacht, ist es wichtig, hier anzusetzen und echte Änderungen vorzunehmen. Und genau da haben wir bei SKW einen Vorteil: Wir kommen direkt mit unseren Lieferanten ins Gespräch und können so unsere Bedürfnisse in Bezug auf die Lieferkette kommunizieren. Die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten ist hier essenziell, denn beide Seiten müssen an einem Strang ziehen.

Was bedeutet ESG für die Zukunft?

Marečková: Das kann ich ganz klar in einem Wort zusammenfassen: Chancen. Mit ESG können wir das Mindset unseres Unternehmens verändern. Beispielsweise können wir unsere Mitarbeiter dazu bewegen, ihren Arbeitsweg nicht mit dem Auto zurückzulegen.

Vodnek: Die Zukunft beginnt jetzt. Das ist nicht nur ein leerer Slogan, sondern Realität, die sich jetzt schon deutlich abzeichnet. Unsere Aufgabe ist es, die Verantwortung für den Planeten nicht an die nächste Generation abzugeben, sondern zu handeln. Das tun wir, indem wir mit unseren Endkunden, Partnern und Lieferanten zusammenarbeiten, um grünere Produkte zu erzeugen, die Lieferkette zu verbessern und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Das Zertifikat von EcoVadis hilft uns dabei, weil es einen objektiven Standard bietet, an dem wir uns alle orientieren sollten.

Ist ESG ein Vorteil auf dem Markt, wenn es darum geht, Ihre Produkte zu verkaufen? Was ist Ihre Einschätzung dazu?

Marečková: Natürlich ist es ein Vorteil auf dem Markt, aber wir sehen in ESG auch ein Potenzial, um beispielsweise ethisch zu arbeiten. Unsere Lieferanten verzichten vollständig auf Kinderarbeit; das ist für uns unabdingbar. In jedem Fall ist uns bewusst, dass ESG in naher Zukunft alle Unternehmen verpflichten wird, ihre Kennzahlen offenzulegen. Wir starten einfach früher damit.

Vodnek: Die Kabelbranche ist ja bekanntlich eher traditionell ausgerichtet. Trotzdem wird es nicht mehr lange dauern, bis auch diese Branche die Nachhaltigkeitsrichtlinien einhalten müssen wird. Und genau dann werden die Unternehmen, die früh damit begonnen haben, nachhaltig zu agieren, einen Vorteil haben.

Vielen Dank, Fr. Marečková und Hr. Vodnek, für das informative Gespräch!

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1 Kommentar

Stauder Konrad 29. August 2023 - 16:31

Mein Dank und Anerkennung an Frau Markéta Marečková und Herrn Robert Vodnek für Ihre wertvolle Arbeit

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