Unterschiedliche Halbjahresbilanzen bei Stromriesen:

EVN legt zu, Verbund kämpft mit Wassermangel

von Sandra Eisner
Foto: © www.pixabay.com

Während der niederösterreichische Energieversorger EVN im ersten Halbjahr 2024/25 ein solides Ergebnis vorlegt, muss die Verbund AG im ersten Quartal 2025 deutliche Rückgänge bei Gewinn und Stromproduktion verkraften. Der Grund: außergewöhnlich schlechte Wasserverhältnisse in den Lauf- und Speicherkraftwerken. Trotz unterschiedlicher Ausgangslagen eint beide Konzerne der Fokus auf Klimaschutz und nachhaltige Energieerzeugung. Doch wie unterscheiden sich ihre Strategien und wie robust zeigen sich ihre Geschäftsmodelle?

EVN profitiert von Diversifizierung und Investitionen

Trotz widriger Bedingungen bei Wind- und Wasserkraft konnte die EVN im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 (Okt. 2024–März 2025) ihren Umsatz um 6,6 % auf 1.731,1 Mio. Euro steigern. Besonders profitiert hat das Unternehmen von der kälteren Witterung, die zu höherem Energiebedarf führte – insbesondere in Südosteuropa. Das EBITDA legte um 20,1 % auf 512,8 Mio. Euro zu, das Konzernergebnis stieg um 25,7 % auf 250,6 Mio. Euro.

Ein Rückgang der erneuerbaren Erzeugung um 18,4 % auf 1.212 GWh wurde durch eine höhere thermische Produktion kompensiert. Der Anteil erneuerbarer Energien fiel auf 75,3 %. Investitionen in Wind- und PV-Anlagen, etwa in Paasdorf, Peisching und Bulgarien, trieben den Ausbau auf 500 MW Windkraft und über 100 MWp Photovoltaik.

Auch im Bereich Trinkwasserinfrastruktur wird kräftig investiert, etwa in die Waldviertelleitung und eine Naturfilteranlage in Reisenberg. Klimapolitisch hat sich die EVN dem 1,5°C-Ziel verpflichtet, validiert durch die Science Based Targets Initiative.

Verbund mit Produktionsrückgang trotz hoher Preise

Die Verbund AG verzeichnete im ersten Quartal 2025 einen deutlichen Ergebnisrückgang: Das EBITDA sank um 18,1 % auf 723,9 Mio. Euro, das Konzernergebnis um 21,6 % auf 396,7 Mio. Euro. Grund dafür war eine außergewöhnlich schlechte Wasserführung – der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke lag bei nur 0,83 (Vorjahr: 1,29), deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.

Auch Wind- und PV-Erzeugung lagen unter Plan. Die Gesamtstromerzeugung fiel um 21,3 %. Positiv wirkten sich hingegen hohe Absatzpreise für Strom aus, insbesondere durch frühzeitige Verkäufe („Limit“-Strategie) sowie ein starkes Netzgeschäft. Der Beitrag der Flexibilitätsprodukte stieg um 39 %.

Für das Gesamtjahr 2025 erwartet Verbund ein EBITDA zwischen 2,7 und 3,2 Mrd. Euro – vorausgesetzt, die Wasserführung normalisiert sich.

Zwei Wege zur Energiewende

Beide Unternehmen investieren intensiv in die Energiewende, setzen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Die EVN verfolgt einen breiten Infrastrukturansatz, der auch Trinkwasser und Wärmeversorgung einschließt. Die Verbund AG bleibt stark stromzentriert, aber mit Fokus auf Marktoptimierung und Flexibilität.

Klimapolitisch streben beide eine CO₂-Reduktion im Einklang mit dem Pariser Abkommen an – EVN durch technologieoffene Versorgung und Netzausbau, Verbund durch Effizienz und Ertragssicherung in der Stromproduktion.

Die Geschäftszahlen zeigen: Ein diversifiziertes Geschäftsmodell wie jenes der EVN kann konjunkturelle und wetterbedingte Schwankungen besser abfedern. Die Verbund AG hingegen bleibt stark vom Wasserangebot abhängig – eine Stärke in guten Jahren, ein Risiko in trockenen Zeiten.

Weitere Informationen auf:
www.evn.at
www.verbund.com

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