Blackoutgefahr in Österreich:

Gelassen vorbereitet für den Ernstfall!

von Siawasch Aeenechi
Foto: © Pixabay

Das Thema spukt in regelmäßigen Abständen durch die Medien: Die Rede ist von der gegebenen, aber unwahrscheinlichen Gefahr eines Blackouts. Auch das i-Magazin hat sich dem Thema in den letzten Monaten immer häufiger gewidmet und empfiehlt seinen Lesern und Leserinnen, sich über die Ursachen und vor allem Folgen eines breitflächigen und längeren Stromausfalls zu informieren, um im Falle des Falles im wahrsten Sinne des Wortes nicht im Dunkeln sitzen zu müssen.

von Siawasch Aeenechi

Um die Ursachen und Gefahren eines Blackouts wissenschaftlich einzuordnen und einzuschätzen, hat das Österreichische Parlament das Institut der Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beauftragt, eine Studie durchzuführen. Im Folgenden fasst das i-Magazin die wichtigsten Ergebnisse und Aussagen dieser mit »Sichere Stromversorgung und Blackout-Vorsorge in Österreich« betitelten Studie, die im Jänner 2022 vorgestellt wurde, für Sie zusammen.

High Impact Low Probability

Zunächst einmal: Die Versorgungssicherheit des Stromnetzes in Österreich ist auf einem hohen Niveau und es besteht kein Grund, in Panik vor dessen Zusammenbruch auszubrechen. Ein Blackout gilt in der Risikoforschung als ein sogenanntes HILP-Ereignis (High Impact Low Probability). Das bedeutet, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Blackouts zwar gering ist, das Schadenspotenzial, das sämtliche Bereiche des privaten und gesellschaftlichen Lebens betreffen würde, jedoch hoch ausfällt. Die Studie unterstreicht, dass durch die erhöhte Präsenz des Themas in den Medien dieses zwar in der breiten Öffentlichkeit stärker wahrgenommen wird, in der wissenschaftlichen Forschung dennoch das Risiko für einen Ernstfall nicht gestiegen ist. In diesem Zusammenhang wird von Experten kritisiert, dass in der Berichterstattung das Thema allzu missverständlich kommuniziert wird, indem man zu Dramatisierungen neigt. Dennoch sollte man als Privatperson auf einen etwaigen Blackout vorbereitet sein. Die Bevölkerung hat dabei verschiedene Möglichkeiten, sich bei offiziellen Stellen, u.a. dem Österreichischen Zivilschutzverband oder dem Innenministerium, über Vorsorgemaßnahmen für den Ernstfall zu informieren.

Was ist ein Blackout?

In Österreich gab es zuletzt 1976 einen breitflächigen, mehrstündigen Störfall des Stromnetzes, der zugleich als der größte in der Geschichte des Landes gilt (nicht betroffen waren Kärnten, Tirol und Vorarlberg). Es handelte sich jedoch, zumindest nach den heutigen Maßstäben der Risikoforschung, um keinen Blackout, da damals das Übertragungsnetz, das zur Übertragung von Strom über größere Distanzen benötigt wird (in Österreich sind dies 380-kV- und 220-kV-Leitungen), nicht betroffen war. Die Studie definiert dabei einen Blackout folgendermaßen: Als ein Blackout gilt ein Ereignis, bei dem mindestens eine von zwei Bedingungen erfüllt sein muss:

  1. ein Verlust von mehr als 50 % des Energiebedarfs in einer Versorgungsregion1
  2. eine Spannungslosigkeit für mindestens drei Minuten in einer Versorgungsregion, die Netzwiederaufbaupläne auslöst (vgl. S. 22)
Risiko Klimawandel, Energiewende und Fachkräftemangel

Eine Gefahr für das Stromnetz bilden die Auswirkungen des Klimawandels. So mussten im heurigen Sommer einige Kernkraftwerke in Frankreich ihren Betrieb teils einschränken oder ganz einstellen, da aufgrund von fehlendem Regen keine Flüssigkeit für die Kühlung der Brennstäbe zur Verfügung stand. Die ausbleibenden Niederschläge bedeuten aber auch für die Wasserkraft ein Problem. Wenn die Wasserstände in den Flüssen zurückgehen, können auch die Laufkraftwerke ihr Potenzial nicht mehr zur Gänze ausschöpfen, wodurch die Produktionsmengen zurückgehen. Auch Extremwetterereignisse bilden für das Funktionieren des Stromnetzes eine Gefahr, so z.B. im Juni 2021 in Tschechien, als infolge eines verheerenden Tornados der zweite Block des AKWs Temelín aufgrund von Schäden kurzzeitig vom Betrieb genommen werden musste. Obwohl die Energiewende eine Notwendigkeit ist, um die Energiesicherheit der Zukunft gewährleisten zu können, gibt es hierbei leider ein Dilemma: Die Transformierung des Stromnetzes hin zu Erneuerbaren bildet gleichzeitig eine Herausforderung für die Energiesicherheit, da durch deren Ausbau eine strukturelle Dezentralisierung des Stromnetzes notwendig wird. Außerdem muss mit dem Ausbau der Erneuerbaren der Ausbau der Speicherkapazitäten Schritt halten, um eine unterbrechungsfreie Stromversorgung über das ganze Jahr über sicherstellen zu können. Dies ist nach Ansicht der Studienautoren derzeit nicht der Fall. Dass jedoch die Forcierung der Energiewende durch den Ausbau regenerativer Energiequellen, auch um sich vom Gängelband rohstoffliefernder Diktaturen zu befreien, eine gesellschaftliche und politische Notwendigkeit ist, darf unter diesem Gesichtspunkt nicht angezweifelt werden.

Der Klimawandel stellt eine Gefahr für den sicheren Betrieb von Atomkraftwerken dar.

Der Klimawandel stellt eine Gefahr für den sicheren Betrieb von Atomkraftwerken dar. (Bild: Pixabay)

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Aspekt der Energiesicherheit ist, so eine weitere Conclusio der Studie, dass der oft beschriebene Fachkräftemangel in der Strombranche für gröbere Probleme sorgen könnte. Im Zuge der sich ständig erweiternden Digitalisierung und der nicht zu unterschätzenden Gefahr der Cyberkriminalität im Bereich des Energiesektors (Lesetipp zum Thema: »Blackout – Morgen ist es zu spät« von Marc Elsberg, worin ein realistisches Bild eines Blackoutszenarios literarisch verarbeitet wird) plädiert die Studie in diesem Zusammenhang dafür, ein „besonderes Augenmerk auf eine fächerübergreifende Ausbildung zu legen, in der die Kompetenzen aus den Bereichen Elektrotechnik und IT kombiniert werden. Das betrifft speziell auch den Bereich IT-Sicherheit bzw. Cybersecurity.“ (S. 75).

1)  Österreich gilt als eine Regelzone, das heißt für einen Blackout müsste mehr als die Hälfte der österreichweiten Stromversorgung ausfallen.

Die Studie können Sie hier herunterladen.

Weitere offizielle Informationen zum Thema Blackout finden Sie hier.

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