Schneider Electric übernimmt RIB Software SE und …

… greift tief in die Tasche

von Thomas Buchbauer
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Dem i-Magazin vorliegenden Informationen hat Schneider Electric ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für RIB Software SE (RIB) angekündigt. Wir wollten wissen, welche Strategie die beiden Unternehmen dabei verfolgen.

Rund 1,4 Milliarden Euro oder 29,00 € pro Aktie (dies entspricht einer Prämie von 41 % auf den letzten Schlusskurs) will Schneider Electric für das Stuttgarter Softwareunternehmen RIB ausgeben und danach Anteile in der Höhe von 50 % plus eine Aktie haben. Das Angebot wird vom RIB-Verwaltungsrat unterstützt. Aufseher müssen dem Vorhaben noch zustimmen.

Schneider Electric geht davon aus, dass Gebäude in Zukunft vollständig digitalisiert und vollelektrisch sein werden. Die sogenannten »Smart Buildings« werden dank digitaler Echtzeit-Analysen über ihren gesamten Lebenszyklus optimiert und damit effizient und nachhaltig sein. Diese Entwicklung ist umso wichtiger, weil aktuell rund 40 % der weltweiten CO2-Emissionen durch die Gebäude-Bewirtschaftung entstehen. Schneider Electric bietet schon jetzt Angebote für den effizienten Betrieb und die Wartung von Gebäuden an – dank eines breiten Portfolios von verbundenen Produkten und modernster Steuerungen für das Gebäude- und Energiemanagement sowie digitaler Plattformlösungen (EcoStruxure). Schneider Electric konnte durch die kürzliche Übernahme der Softwareunternehmen IGE-XAO und Alpi zudem sein Angebotsspektrum im Bereich Electrical Design ausbauen.

Win-win-Situation?

RIB Software soll dazu beitragen, die Kompetenz von Schneider Electric in der Bau- und Konstruktionsphase zu verbessern. Der Einsatz digitaler Technologien liegt in diesem Bereich bei weniger als 5 %, so dass hier erhebliches Potenzial zu Effizienzverbesserungen besteht.

RIB bietet Softwarelösungen für die Planung, Kalkulation und Echtzeit-Bauüberwachung. Das Unternehmen ist ein Anbieter im Bereich Building Information Modeling (BIM), einem hochattraktiven und schnell wachsenden Markt. BIM steht für das digitale Bauinformations-Modell, das Prozesse in der Bauindustrie effizienter und kostengünstiger macht. RIB konzentriert sich auf Konstruktionssoftware und setzt dabei gängige Design-Tools und Plattformen ein. Jean-Pascal Tricoire, Chairman und CEO von Schneider Electric, sagte: „Diese Transaktion ist für Schneider Electric von erheblicher Bedeutung. Sie stärkt unsere Rolle als Vorreiter der digitalen Transformation in der Ingenieur- und Bauindustrie. Unsere Kunden werden stark davon profitieren, weil wir die gesamte Strecke vom Bau bis zur Bewirtschaftung der Gebäude digitaler und effizienter machen. RIB hat führende Programme, die eine interdisziplinäre und zunehmend nahtlose Zusammenarbeit im Bauprozess ermöglichen. Diese ergänzt künftig unsere Echtzeit-Management Software. RIB bringt uns damit neue Funktionen und neue Segmente für unser Softwareportfolio und ergänzt mit ähnlichen Kompetenzen im Baubereich das, was wir im industriellen Bereich mit der Aveva-Transaktion bereits geschaffen haben.“

KI aus dem Hause RIB

Mit iTWO 4.0 hat RIB laut eigenen Angaben die weltweit erste Enterprise-Cloud-Technologie mit integrierter künstlicher Intelligenz entwickelt. Der Einsatz dieser Plattform liegt zwischen der 3D-Designphase und den Materialflüssen in den ERP-Systemen. Sie ermöglicht es den Informationen von RIB zur Folge, die Konstruktionsphase effizienter zu gestalten.

RIB mit Hauptsitz in Stuttgart wurde 1961 gegründet und ist an der Frankfurter Börse notiert. Mit über 50 Standorten und rund 2.700 Mitarbeitern betreut RIB über 100.000 Kunden und 500.000 Nutzer. Das Unternehmen erzielte im Jahr 2019 einen Umsatz von 214 Millionen € sowie eine EBITDA-Marge von 23,4 %. Tom Wolf: „Wir freuen uns sehr über die Beteiligung von Schneider Electric, die RIB und unseren Kunden enorme Vorteile bringen wird. Wir werden von der globalen Reichweite von Schneider Electric ebenso profitieren wie von ihrer führenden Rolle im Baugewerbe-Endmarkt und ihren hervorragenden Beziehungen zu Kunden und Partnern aus dem ganzen Bausektor. Wir teilen die Vision der digitalen Transformation des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden. Schneider Electric wird uns dabei helfen, unsere Technologien noch schneller weltweit zu etablieren“ kommentierte der Verwaltungsratsvorsitzender und CEO von RIB die Übernahme.

Die Benefits in für die beiden Unternehmen in Kürze zusammengefasst:
  • Gebäude und Rechenzentren stehen für rund 50 % des Konzernumsatzes 2018 und sind damit für Schneider Electric wichtige Endmärkte. Auf diesen Märkten hat die digitale Transformation, die Effizienz und Nachhaltigkeit erheblich verbessern wird, gerade erst begonnen. RIB ergänzt das bestehende Angebot von Schneider Electric, um Kunden bei dieser Entwicklung künftig noch weiter zu unterstützen.
  • Das Produktangebot von RIB erweitert die »EcoStruxure-Suite«-Plattform von Schneider Electric, die sich auf Software, digitale Dienste und Apps & Analytics konzentriert.
  • RIB und Schneider Electric sprechen die gleichen Partner und Kunden auf dem Baumarkt an – dazu gehören Bauunternehmer, Gebäudeeigentümer und Verwalter. RIB hilft Schneider Electric dabei, Kunden auf Geschäftsführungs-Ebene durch digitale Lösungen stärker zu binden und ihnen Effizienz- und Nachhaltigkeits-Verbesserungen zu ermöglichen.
  • Durch RIB steigt der Umsatzanteil von Schneider Electric bei Software und Service, dies sorgt bei verbesserter Kundennähe für regelmäßig wiederkehrende Einnahmen.
  • Die Transaktion ist für Schneider Electric von strategischer Bedeutung, indem sie das Unternehmen noch besser auf eine vollständig digitale, vollelektrische Welt vorbereitet und Kunden erhebliche Vorteile bringt.

www.se.com

www.rib-sofware.com

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