Anlässlich der aktuellen Situation in Bezug auf Energieknappheit hat die Österreichische Ordenskonferenz eine Umfrage unter den 193 Ordensgemeinschaften gemacht und zahlreiche Rückmeldungen und Energiespartipps erhalten. Hier einige Highlights – alle anzuführen, würde den Rahmen des Artikels sprengen.
Christliche Grundhaltung
Viele Ordensgemeinschaften und Ordenseinrichtungen (z.B. Bildungseinrichtungen oder Krankenhäuser, Pflegehäuser) haben bereits ausgearbeitete Energiesparpläne oder Leitfäden für die Ordensmitglieder und Mitarbeiter:innen.
„Für die allermeisten Ordensgemeinschaften ist Energiesparen nichts Neues. Gedanken in Richtung Energiesparen und Umrüstung von fossiler hin zu klimaneutraler Energie haben bereits vor Jahren begonnen, nicht erst jetzt“, so Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, und betont weiter: „Es gehört zu einer christlichen Grundhaltung, mit Schöpfung bewusst umzugehen und Überfluss zu vermeiden. Und dennoch lehrt uns die gegenwärtige Situation noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, mit unseren Ressourcen bewusst umzugehen.“
Außenbeleuchtung: Lichter gehen früher aus
Es ist vielleicht dem einen oder anderen schon aufgefallen: Viele der Stifte und Klöster in Österreich haben ihre Außenbeleuchtung ausgeschaltet oder reduziert. So zum Beispiel die Stifte Göttweig (NÖ) und St. Florian (OÖ), die die Fassadenbeleuchtung rund zwei Stunden früher ausschalten. Die Klosterkirchen von Stift Schlägl (OÖ) und Stift Lilienfeld (NÖ) werden aktuell in der Nacht ganz abgeschaltet. Das Stift Geras (NÖ) hat die Beleuchtung des Kirchturms ebenfalls um zwei Stunden reduziert, auf eine nächtliche Fassadenbeleuchtung verzichtet das Stift Geras schon seit langem, wie auch das Stift Lambach (OÖ). Wissenswert ist auch, dass die Außenbeleuchtung der Stifte nicht immer in ihren Händen liegt – oft fällt die Zuständigkeit der Beleuchtung in die der jeweiligen Stadt, der Gemeinde oder des Bezirks. Wie zum Beispiel beim Schottenstift in Wien oder beim Stift Melk (NÖ).
Auch die Halleiner Schwestern Franziskanerinnen (Sbg.) haben ihre Außenbeleuchtung auf das Notwendiges reduziert. Die Klaraschwestern in Vorarlberg berichten, dass sie in diesem Jahr die Lourdesgrotte, die bisher immer mit einem Christbaum und Lichtern geschmückt war, nicht beleuchten werden.
Innenbeleuchtung mit energiesparenden LED
Auch die Innenbeleuchtung ist ein Thema: Großteils wurde bereits auf die energiesparenden LED-Lampen umgestellt. Hier ist der außergewöhnliche Einsatz von Steyler Missionar P. Georg Laun zu erwähnen, der im Alleingang jede einzelne Glühbirne in der Heilig-Geist-Kirche in Maria Enzersdorf auf LED ausgetauscht hat. Das Stift Göttweig meldet, dass mit der Umstellung auf LED in der Chorkapelle statt früher 1.750 Watt nur mehr 300 Watt verbraucht werden. Ein weiterer Tipp, der aus vielen Ordensgemeinschaften genannt wird, ist die Umstellung auf Bewegungsmelder.
Heizen: Es wird kühler in den Räumen, nicht in den Herzen
Nahezu aus allen Rückmeldungen der Ordensgemeinschaften geht hervor, dass in Räumen, die kaum genutzt werden, die Heizung zurückgedreht wird. Raumthermostate zur besseren Temperaturregelung wurden erneuert, Heizkörper werden von Vorhängen, Kästen etc. freigehalten. Das Stift Herzogenburg (NÖ) gab bekannt, dass weniger als 20 Prozent der gesamten Gebäudefläche beheizt sind. „Gänge, Säle, Ausstellungsbereiche usw. sind den Temperaturschwanken überlassen“, so Propst Petrus Stockinger.
Das Benediktinerkloster St. Georgenberg (Tirol) hat die Temperatur in den Gemeinschaftsräumen um zwei Grad gesenkt. Das energetisch durchsanierte Haus wird mit einer Misch-Heizung aus Wärmepumpe, Stückgut-Heizung (Holz) und Gastherme geheizt. „Wir priorisieren jetzt die Holzheizung, um den Gasverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren. Und der Strom kommt von einem Wasserkraftwerk“, berichtet Abt Jeremias Schröder.
Es könnte auch sein, dass es in nächster Zeit in den Kirchen etwas kälter wird. So plant z.B. das Stift Lambach (OÖ) die Reduktion der Kirchenheizung und stellt Sitzpölster zur Verfügung. Auch die Steyler Missionare drehen in der Krypta St. Gabriel (NÖ) die Temperatur von 22 auf 19 Grad zurück. „Zu niedrig darf die Temperatur auch nicht werden, denn die Orgel verträgt keine starken Temperaturschwankungen“, erfahren wir von P. Gustav Stehno vom Kalasantinerkollegium (Stmk).
„Ordenskraftwerke“: Photovoltaik-Anlagen, Biomasse, Hackschnitzel und Wasserkraftwerke
„Energieautark sein“, das haben sich viele Ordensgemeinschaften als Ziel gesetzt. Photovoltaikanlagen auf Wirtschafts- und Schulgebäuden, Garagen oder auch eigene Hackschnitzelheizungen, die mit Holz aus dem stiftseigenen Wald betrieben werden, Biomasseanlagen oder eigene Wasserkraftwerke – die Initiativen sind vielseitig und wirkungsvoll. Die Umstellung weg von fossilen Energieträgern, hin zu nachwachsenden, klimaneutralen Energieformen ist in vollem Gange.
Die Stifte St. Florian und Schlägl (OÖ) haben Photovoltaik (PV)-Anlagen auf den Dächern von Wirtschaftsgebäuden installiert, die Steyler Missionsschwestern in St. Koloman und die Steyler Missionare in St. Gabriel (NÖ) haben auf Garagen / Carports PV-Anlagen angebracht. Im Stift Melk (NÖ) befindet sich seit 2012 eine PV-Anlage auf dem Dach der Sporthalle des Stiftsgymnasiums, in diesem Jahr konnte zusätzlich eine PV-Freiflächenanlage in Betrieb genommen werden. Und auch die Stifte Lambach (OÖ), Geras und Lambrecht planen den (Aus-)bau von PV-Anlagen. Die Marianisten haben in ihrem Bildungshaus in Tragwein (OÖ) die Heizung von Öl auf Pellets umgestellt und eine großflächige PV-Anlage installiert sowie eine thermische Sanierung umgesetzt. Die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (W) setzt bei ihrem Neubau des Pflegezentrums „CS Kalksburg“ auf das Motto „alles grün“: keine fossilen Energieträger, PV-Anlage am Dach, Kühlung durch Betonkernaktivierung und Nutzung von Erdwärme. Zudem werden an allen Häusern der Caritas Socialis PV-Anlagen installiert.
Denkmalgeschützte Gebäude sind Beitrag zum Klimaschutz
Bei all diesen Initiativen muss man mitbedenken, dass denkmalgeschützte Gebäude eine besondere Herausforderung darstellen. So kann man z.B nicht einfach eine PV-Anlage auf ein denkmalgeschütztes Gebäude installieren. Historische Dachstühle würden derartige Gewichtsbelastungen auf Dauer nicht standhalten.
„Die Erhaltung von denkmalgeschützten Gebäuden ist an sich schon ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Ein barockes Gebäude ist nicht zuletzt dank seiner Bauweise mit Vollziegeln in einer Stärke von bis zu einem Meter jedem neuen Gebäude überlegen, dessen Lebensdauer nur auf wenige Jahrzehnte angelegt ist und aufgrund der geringen Bauwertigkeit mit Dämmstoffen versorgt werden muss, deren Entsorgung erst recht wieder ein massives Umweltproblem darstellt“, erklärt Propst Petrus Stockinger vom Stift Herzogenburg.
Ordensgemeinschaften als Waldbesitzer: Wärme aus Holz
Ordensgemeinschaften, die auch Waldbesitzer sind, berichten von eigenen Hackschnitzelheizungen oder Biomasseanlagen. Oft erfolgt die gesamte Wertschöpfungskette – von der Holzernte bis zur Hackguterzeugung – durch die stiftseigene Forstverwaltung.
So betreiben beispielsweise das Stift St. Florian (OÖ), das Stift Lambach (OÖ), das Kloster Mariastern Gwiggen (Vbg) und das Kloster Wernberg (Ktn.), eine Hackschnitzelheizung – meist sogar aus eigenem Hackgut aus dem eigenen Wald. Im Stift Melk (NÖ) erfolgt die Heizenergie und Warmwasseraufbereitung seit über 20 Jahren über ein regionales, vom Stift initiiertes und extern betriebenes Nahheizwerk mit Biomasse (Hackschnitzel). Das Stift Schlägl (OÖ) stellte 1990 die gesamte Heizung auf Biomasse um, und seit über 60 Jahren kommt sauberer Ökostrom aus einem Wasserkraftwerk. Ebenso im Stift Lilienfeld, das sich zu 100 Prozent über das stiftseigene Wasserkraftwerk mit Ökostrom versorgt.
Bewusstseinsbildung und viele kleine und auch große Schritte
Aus allen Rückmeldungen der Ordensgemeinschaften geht hervor, dass es die vielen kleinen und auch großen Schritte sind, die im Gesamten Positives bewirken. Wichtig ist, dass ein gemeinsames Verständnis und ein kollektives Mitgehen aller Beteiligten von Nöten sind. Dazu sind Bewusstseinsbildung, Informationen, Gespräch und Transparenz erforderlich.
E-Mobilität
In Sachen E-Mobilität wird in den Ordensgemeinschaften nach und nach aufgerüstet. In diesem Jahr nahm das Stift Michaelbeuern (Sbg.) das erste E-Auto in Betrieb. Das Stift Melk (NÖ) hat bereits drei E-Autos im Einsatz, und seit dem Vorjahr ist auch ein E-Hoflader (kleiner Traktor) im Betrieb. Die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis hat in ihren Pflegeeinrichtungen bereits einen Teil ihrer Dienstwagen der mobilen Dienste auf E-Autos umgestellt.
Ordensschulen
In Ordensschulen ist Energiesparen ein großes Thema. Es geht um Bewusstseinsbildung und verantwortungsbewusstes Handeln bei Schüler:innen und Lehrer:innen.
Dächer von Schulen eignen sich gut als Flächen für PV-Anlagen – so etwa bei den Schulen der Don Bosco Schwestern oder dem Don Bosco Gymnasium in Unterwaltersdorf, dem Schülerheim Don Bosco Fulpmes oder dem Gymnasium Dachsberg der Oblaten des hl. Franz von Sales und auch im Marianum Freistadt (Marianisten). Im Gymnasium Dachsberg haben sich Schülerinnen und Schüler an zwei „Klimatagen“ u.a. auch mit dem CO2-Fußabdruck Dachsbergs beschäftigt. Ziel war es, das Bewusstsein zu schärfen und konkrete Maßnahmen und Projekte zu initiieren.
Die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs hat den „VOSÖ-Energiewettbewerb“ ausgeschrieben. Kinder und Schüler:innen der VOSÖ-Bildungseinrichtungen sind aufgerufen, Einzel- oder Projektarbeiten mit kreativen Ideen zum Energiesparen in ihren Bildungseinrichtungen einzureichen.
Die Schulen des Vereins für Franziskanische Bildung (VfFB) beschäftigen sich ebenso mit dem Thema und setzen viele kleine Schritte: Bewusstseinsbildung für den sparsamen Umgang mit den Ressourcen – Licht abdrehen oder Bewegungsmelder, Heizung zurückdrehen, richtiges Lüften, Elektrogeräte ausschalten, keine Weihnachtsbeleuchtung u.v.m.
Ordensspitäler
Viele der Ordensspitälern Österreichs sind bereits Emas (Eco-Management and Audit Scheme) oder Iso 500001 (Zertifizierung der Energiemanagementsysteme) zertifiziert. Einige Energiespar-Beispiele von Ordensspitälern:
Bei den Barmherzigen Brüder erstreckt sich das Umweltmanagement auf fast alle Bereiche der Krankenhäuser und Betreuungseinrichtungen: Vom Einkauf regionaler Lebensmittel über Abfalltrennkonzepte der medizinischen Abteilungen, von der Mobilität bis hin zum Einkauf von ausschließlich „grünem Strom“. Aufgrund vielfältiger Maßnahmen konnte etwa der Gesamtenergieverbrauch über alle Standorte um 4,57 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2017 gesenkt werden.
Neben den „gängigen“ Energiesparmaßnahmen gibt es auch im Bereich der elektronischen Speicher und Server Energiespar-Möglichkeiten, berichten die Barmherzigen Brüder. Die Umstellung von Festplatten auf moderne SSD-Speicher lohnt sich – SSDs brauchen weniger Energie und haben auch eine kürzere Schreib- und Lesezeit. Auch eine Server-Virtualisierung spart Energie, da weniger Geräte gebraucht werden und Platz gespart wird.
Ein ganz besonderes Vorhaben im Orthopädischen Spital Speising ist die Wiederverwertung und -verwendung von Metallen aus medizinischem Einmal-Besteck oder Implantaten, die den Patient:innen wieder entnommen werden. Die Materialien können recycelt und zu neuen Rohstoffen geschmolzen werden.
Das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried hat mit der Umstellung auf Geothermie einen zukunftsweisenden Schritt gesetzt und spart so 2.500 Tonnen CO2 pro Jahr.
Auch das Kardinal Schwarzenberg Klinikum Schwarzach hat das strategische Ziel der Steigerung des Energie- und Umweltbewusstseins als eine von fünf strategischen Zielen verankert und dazu ein Energiemanagement-System etabliert.
Das Krankenhaus Braunau ist seit 2012 Klimabündnispartner des Landes Oberösterreich. In diesen 10 Jahren konnte das Braunauer Krankenhaus seinen Erdgasverbrauch und seinen CO2-Ausstoß um rund 50 Prozent senken, den Wasserverbrauch um 40 Prozent.
Weitere Informationen auf www.ordensgemeinschaften.at
Quelle: OTS APA