Der Ausbau erneuerbarer Energien in Österreich setzt sich in rasantem Tempo fort. Mit einem Anteil von 92 % am heimischen Stromverbrauch bleibt der Zuwachs insbesondere im Bereich der Photovoltaik ein zentraler Erfolgsfaktor. Trotz eines herausfordernden Jahres zeigt der aktuelle Monitoringbericht der E-Control, dass der Übergang zu erneuerbaren Energien unaufhaltsam voranschreitet. Energie-Gemeinschaften gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung, während Förderungen aus dem Bundesbudget die Bürger entlasten.
Das Jahr 2023 war ein Jahr mit viel Licht und Schatten. Nach der Achterbahnfahrt während der Energiepreiskrise haben sich die Strom- und Gasmärkte im Laufe des Jahres vorerst wieder beruhigt. Der Wettbewerb hat erneut an Fahrt aufgenommen, auch die Dynamik in den Märkten hat wieder zugenommen.
„Das Interesse an den Energiepreisen steht bei den Konsument:innen aber nach wie vor im Fokus. Dabei geht es nicht nur darum, Preise zu vergleichen und eventuell den Lieferanten zu wechseln, sondern vor allem auch darum, weiterhin sparsam mit Strom und Gas umzugehen. Auch Energie selbst zu erzeugen, ist für immer mehr Konsument:innen zu einer Option geworden. All diese Bemühungen helfen, den Weg zum 100%-Ziel in Österreich möglichst rasch zu erreichen“, zieht der Vorstand der E-Control, Alfons Haber, Bilanz.
„Mit dem Erlass des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) mit Juli 2021 hat der Gesetzgeber nicht nur ein neues Förderregime, sondern auch eine neue Basis für die Berichtspflichten der E-Control geschaffen. Der diesjährige EAG-Monitoringbericht, welcher sich auf das Jahr 2023 bezieht, ist erst der dritte seiner Art. Als zentrale Vorgabe des EAGs kann das Ziel von 100 % erneuerbarem Strom am Gesamtstromverbrauch angesehen werden. Somit steht nicht mehr ausschließlich der geförderte Ökostrom, der in das öffentliche Netz eingespeist wird, im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern der gesamte Strom aus erneuerbaren Quellen“, erläutert Alfons Haber. Im EAG-Monitoringbericht werden somit der laut Ökostromgesetz (ÖSG 2012) geförderte Ökostrom, erneuerbare Anlangen, die mittels EAG gefördert werden, sowie jene Anlagen, die keine Förderung (mehr) erhalten, in der Berichtsdarstellung aufgenommen.
Zielerreichung
Um diese Zielsetzungen entsprechend dokumentieren zu können, bildet der Inlandstromverbrauch die Basis und die (erneuerbare) Bruttostromerzeugung wird als Indikator für die erneuerbare Erzeugung herangezogen. „Aufgrund des gesunkenen Inlandstromverbrauchs und der gleichzeitig gestiegenen Bruttostromerzeugung konnten im Jahr 2023 92 % des Inlandstromverbrauchs durch erneuerbaren Strom gedeckt werden“, zeigt sich Alfons Haber überaus erfreut.
Installierte Leistung gestiegen
Die installierte Leistung von Erneuerbaren konnte bis Ende 2023 verglichen mit 2020 um 5.209 MW gesteigert werden, wobei auch die erzeugten Mengen in diesem Zeitraum um 832 GWh gesteigert werden konnten. Dies spiegelt den steigenden Einfluss von guten oder vergleichsweise schlechten Wasser-, Wind- und Sonnenjahren wider.
Geförderter Ökostrom konstant
Verglichen mit 2022 (3.006 GWh) sank die von der Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) abgenommene Menge in der Ökobilanzgruppe, welche Anlagen, die einen Einspeisetarif laut ÖSG 2012 oder den ursprünglichen Marktpreis erhalten, auf 2.595 GWh. Die installierte Leistung der Ökobilanzgruppe stieg dabei von 1.518 MW am 31.12.2022 auf 1.556 MW am 31.12.2023.
„Gleichzeitig stieg die installierte Leistung in der Marktpreisbilanzgruppe von 1.390 MW Ende 2022 auf 2.405 MW Ende 2023, und es wurden so 1.478 GWh nach 465 GWh 2022 von der OeMAG über diesen Weg abgenommen“, so Haber. Und weiter: „Im 4. Quartal 2022 hat der Marktpreis gemäß § 41 ÖSG 2012 seinen Höhepunkt erreicht. 2023 und 2024 ist dieser wieder deutlich gesunken.“ Informationen zum aktuellen Marktpreis sind auf der Website der E-Control abrufbar.
Bis 2021 ist die Anzahl der kontrahierten Anlagen in der Ökobilanzgruppe kontinuierlich angestiegen, vor allem aufgrund der vielen neuen PV-Anlagen. „Dieses Bild hat sich mit 2022 gedreht. Im Jahr 2023 ist beispielsweise die Anzahl der PV-Anlagen auf 19.684 zurückgegangen“, zitiert Alfons Haber aus dem aktuellen EAG-Monitoringbericht.
Aufgrund des gesunkenen Marktpreises für die Marktpreisanlagen der Ökobilanzgruppe sank auch das Vergütungsvolumen von 666 Mio. im Jahr 2022 EUR auf 387 Mio. EUR im Jahr 2023. Das berechnete Unterstützungsvolumen, also jener Anteil, der nach Abzug des Marktwertes des geförderten Stroms aufzubringen ist, hat sich dabei von minus 109 Mio. EUR 2022 auf 152 Mio. EUR 2023 gedreht.
Erneuerbare Gase
Das EAG sieht vor, dass erneuerbare Gase am österreichischen Gasabsatz bis 2030 auf 5 TWh zu erhöhen sind. Laut aktuellem Stand wurde 2023 weniger erneuerbares Gas in das öffentliche Netz eingespeist. Aufgrund des Rückgangs des Inlandgasverbrauches lag der Anteil von erneuerbarem Gas aber weiterhin bei 0,12 %. „Fakt ist, dass es zuletzt im Bereich der erneuerbaren Gase (vorrangig Biomethan) wenig Dynamik gegeben hat. Dabei hat sich bewahrheitet, dass potenzielle Anlagenerrichter auf das Erneuerbare-Gas-Gesetz bzw. die damit einhergehende Ausformulierung des Quotenmodells gemäß EAG warten“, so Haber.
Erneuerbaren-Förderbeitrag und Erneuerbaren-Förderpauschale für 2024 mittels Bundesbudget finanziert
Nachdem die OeMAG im Jahr 2022 deutliche Mehreinnahmen durch die Zuweisung des geförderten Ökostroms an die Lieferanten generieren konnte, waren diese Mehreinnahmen so hoch, dass Berechnungen von Ende 2022 ergeben hatten, dass auch nach 2022 etwaige Förderkosten des Jahres 2023 bereits abgedeckt waren. Nachdem keine zusätzlichen Einnahmen für das Jahr 2023 notwendig waren, war der Erneuerbaren-Förderbeitrag mit 0 Cent/kWh anzusetzen. Für das Jahr 2024 wurden die notwendigen Mittel für Erneuerbaren-Förderbeitrag und Erneuerbare-Förderpauschale aus dem Bundesbudget finanziert. „Hier kommt es also zu keiner direkten Belastung bei den Haushalten“, so Haber.
Hilfe für einkommensschwache Haushalte
Mit dem EAG wurde für einkommensschwache Haushalte eine weitere Unterstützung eingeführt. „Neben der bereits bekannten und bestehenden Kostenbefreiung für einkommensschwache Haushalte gibt es nun auch eine zusätzliche Kostendeckelung für Haushalte. Abhängig vom Nettoeinkommen des Haushalts werden die Erneuerbare-Förderpauschale und der Erneuerbaren-Förderbeitrag auf 75 Euro jährlich begrenzt. Sobald es also zu einem Anstieg von Erneuerbare- Förderbeitrag und der Erneuerbaren-Förderpauschale kommt, greift diese Bremse bei einkommensschwachen Haushalten“, erläutert Haber die Erleichterung für benachteiligte Haushalte.
Ergebnisse des aktuellen EAG-Monitoringberichts: Photovoltaik konnte auch bei der abgenommenen Menge zulegen
Auch 2023 wurden trotz Erlass des EAGs mit Mitte 2021 weiterhin bestimmte Ökostromtechnologien mittels staatlich garantierter Einspeisetarife, also fixen Abnahmepreisen für den Strom, gefördert.
Betrachtet man die von der OeMAG laut ÖSG 2012 abgenommene Menge im Jahr 2023, so gab es einen Rückgang von 3.006 GWh 2022 auf 2.595 GWh 2023. „Den deutlichsten Rückgang verzeichnete dabei die Photovoltaik. Nach knapp 620 GWh 2022 waren es 2023 356 GWh“, zitiert der Vorstand der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, aus dem EAG-Monitoringbericht.
Bei der installierten Leistung ergibt sich ein etwas differenzierteres Bild. Hier stieg die installierte, von der OeMAG in der Ökobilanzgruppe abgenommene, Leistung in Summe von 1.518 MW auf 1.556 MW. Dabei gab es bei der Photovoltaik nur einen leichten Rückgang von 10 MW (583 MW 2022 auf 573 MW 2023). „Gleichzeitig stieg die installierte Leistung in der Marktpreisbilanzgruppe von 2022 auf 2023 um 1.015 MW auf 2.405 MW. Den größten Anteil dabei hat die PV mit 2.336 MW“, so Urbantschitsch.
Entwicklung der von der OeMAG in der Ökobilanzgruppe abgenommenen Mengen von 2022 auf 2023 im Überblick:
- Windkraft +6 %
- Photovoltaik -2 %
- Kleinwasserkraft -1 %
- Biomasse fest +25 %
- Biogas -4 %
Dabei gilt – wie schon erwähnt – dass Mengen abseits der OeMAG für das Gesamtsystem großteils nicht verloren sind, sondern auch von ihrer Möglichkeit zur Selbstvermarktung Gebrauch machen. „Aus der E-Control-Betriebsstatistik geht dabei z.B. hervor, dass 2023 sogar 2.559 MW Photovoltaik bzw. 263 MW Wind zugebaut wurden“, so Urbantschitsch.
- Laufkraftwerke +42 MW
- Speicherkraftwerke -8 MW
- Windkraft +263 MW
- Photovoltaik +2.559 MW
- Biomasse +20 MW
- Biogas +6 MW
EAG-Marktprämie
„Neben dem ÖSG 2012 konnten im Jahr 2023 379 GWh mittels Marktprämie gefördert werden. Dem zugrunde liegen 1.069 MW an geförderter Leistung. Der Großteil davon – 748 MW – ist der Windkraft zuzurechnen, gefolgt von der Photovoltaik mit 203 MW. In Summe wurden dabei 32 Mio. Euro an Prämien ausbezahlt“, erläutert Urbantschitsch. Und weiter: „Betrachtet man die Zusammensetzung dieser Leistung, so basiert der Großteil davon noch auf Anlagen, die von ihrer Wechselmöglichkeit aus dem ÖSG in das EAG Gebrauch gemacht haben.“
Marktpreisbilanzgruppe
„Neben der Ökobilanzgruppe wurden in der Marktpreisbilanzgruppe nach 465 GWh 2022 1.478 GWh 2023 abgenommen. Damit einher ging auch ein Anstieg der Leistung innerhalb der Marktpreisbilanzgruppe von 1.390 MW auf 2.405 MW 2023“, so Urbantschitsch.
Ökostromvergütung leicht gesunken
Das ausbezahlte Vergütungsvolumen sank im Jahr 2023 auf 387 Mio. Euro (-279 Mio. Euro). Das Vergütungsvolumen ist die Summe der ausbezahlten Einspeisetarife und enthält somit den Marktwert des abgenommenen Stroms. Das errechnete Unterstützungsvolumen, welches die tatsächliche Förderung über dem Marktwert hinaus zeigen soll, belief sich im Jahr 2023 auf 152 Mio. Euro.
Anstieg bei den Energiegemeinschaften
Mit Mitte 2023 waren 364 Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG) in Betrieb. „Betrachtet man den Berichtszeitraum 2023, so waren mit 31.12.2023 bereits 867 Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften in Betrieb. Mitte 2024 waren es bereits 1.650 EEGs. Dabei konnte die Anzahl der Mitglieder innerhalb von EEGs von knapp 7.000 Ende 2022 auf beinahe 29.000 Ende 2023 gesteigert werden. Neben des EEGs gab es Mitte 2024 234 BEGs und 2.412 Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen (GEAs)“, erläutert Urbantschitsch.
„Unter den gegebenen Bedingungen können diese Zahlen durchaus als beachtlich bewertet werden, vor allem die anhaltende Dynamik. Mit Inkrafttreten des EAG gab es für Energie-Gemeinschaften wenig konkrete Erfahrungswerte hinsichtlich einer möglichen Umsetzung. Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen haben als Anhaltspunkt gedient, aber konnten andererseits auch wieder nicht direkt auf Energie-Gemeinschaften umgelegt werden“, ist Urbantschitsch überzeugt.
„Es gilt, basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit, die gesetzlichen Grundlagen von Energie-Gemeinschaften zu adaptieren bzw. in anderen Bereichen klarere Regelungen zu finden. Gerade für Energie-Gemeinschaften spielen dabei zeitnahe und korrekte Abrechnungsdaten eine zentrale Rolle. Demgegenüber steht die technische Realität, dass Daten nicht immer zu 100 % verfügbar sind. Unabhängig von der Teilnahme an einer Energie-Gemeinschaft müssen hier jedoch Regelungen spezifiziert werden, die im Einklang mit dem Strommarktdesign stehen. In diesem Bereich hätte die ElWG-Novelle entsprechende Klarstellungen liefern sollen“, bedauert Urbantschitsch das fehlende Gesetz.
Zusammenfassung und Ausblick
Das EAG hat die Weichen für eine neue Förderlandschaft und eine neue Integration der Erneuerbaren gesetzt. Den langfristigen Einspeisetarifen, eingebettet in ein Rund-um-Sorglos-Paket, folgt ein neuer marktbasierter Ansatz, bei dem die Anlagenbetreiber auch mehr Verantwortung übernehmen sollen. Die ersten Ausschreibungsrunden wurden durchgeführt, wobei vor allem die Schiene der Investitionszuschüsse reges Interesse gefunden hat.
Unter den aktuellen Marktbedingungen brauchen Erneuerbare nur eine geringe Förderung und im Marktprämiensystem laut EAG wären auch nur geringe Prämien auszubezahlen. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass viele Anlagenbetreiber die Ökobilanzgruppe der OeMAG verlassen, damit einhergehend auch die Förderung ruhend gestellt haben und den Strom anderwertig vermarkten. „Letztes Jahr wurde angeführt, dass vermehrt Anlagen in das Fördersystem zurückkommen, wenn der Marktpreis unter 10 Cent/kWh fällt. Dies hat sich bewahrheitet. Verglichen mit Ende 2020 (4.279 MW) waren Mitte 2024 rund 1.800 MW an Leistung nicht mehr in der Ökobilanzgruppe nach 2.800 MW im Jahr 2023, wobei gleichzeitig nun wiederum 2.157 MW der verbliebenen 2.505 MW zum Einspeisetarif laut ÖSG 2012 an die OeMAG geliefert haben“, so Urbantschitsch.
Eines ist aber sicher: Der Ausbau der Erneuerbaren erlebt weiterhin einen nie dagewesenen Boom. Die Entwicklung der letzten beiden Jahre zeigt, dass es sich dabei nicht um einen »Trend« handelt, sondern dies einen nachhaltigen Effekt darstellt. Menschen wollen aus energetischer Sicht unabhängiger werden und sich nicht mehr den volatilen Launen des Marktes unterwerfen. Eigenversorgung, Energie-Gemeinschaften und weitere neue Versorgungsmodelle werden in den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen. „Für uns als E-Control ist es dabei wichtig, die Marktentwicklungen zu begleiten, damit alle Kund:innen partizipieren und davon profitieren können. Weiters ist es natürlich unerlässlich, im Kerngeschäft der Regulierung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, damit die Infrastruktur mit den Veränderungen mithalten kann“, so Wolfgang Urbantschitsch abschließend.
Der aktuelle EAG-Monitoringbericht steht auf der Website der E-Control unter www.e-control.at/eag-monitoringbericht zur Verfügung.