Die Nacht ist mehr als nur die Abwesenheit von Tag. Sie ist Lebensraum, Orientierungshilfe und Inspirationsquelle. Doch künstliches Licht bedroht dieses empfindliche Gleichgewicht. Die Lichttechnische Gesellschaft, LTG, zeigt, wie Pioniere der Lichtbranche den Kampf gegen Lichtverschmutzung aufnehmen und dabei eine leuchtende Zukunft gestalten.
Stellen wir uns vor, wir könnten den Sternenhimmel über den Städten wieder klar und deutlich sehen! Klingt nach einem Traum? Nicht mehr lange – zumindest, wenn es nach den Vortragenden des LTG-Kongresses in Innsbruck geht. Der diesjährige LTG-Event hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Lichtbranche nicht nur über Lumen und Watt und Effizienzen nachdenkt, sondern auch darüber, dass wir auch die Dunkelheit dringend brauchen. Unter dem Motto „Warum der Westen leuchtet – und der LTG-Kongress mehr ist als Fachinformation“ eröffnete Gudrun Schach, die Vorsitzende der Lichttechnischen Gesellschaft Österreichs, den Kongress mit einem Plädoyer für interdisziplinäres Denken und den Mut, über den Tellerrand zu blicken. Und genau das haben die Vorträge zum Thema Außenbeleuchtung und Lichtverschmutzung dann auch geliefert – spannende Einblicke direkt vor dem i-Magazin-Mikro, die das Publikum zum Nachdenken anregten. Denn Licht ist nicht nur Technik; es beeinflusst unseren Lebensraum und verpflichtet die Branche zu gesellschaftlicher Verantwortung.
Die dunkle Seite des Lichts: Wenn Kunstlicht die Natur stört
Der erste Paukenschlag kam von Stefanie Suchy, Biologin und Projektmitarbeiterin bei der Tiroler Umweltanwaltschaft, die eindringlich vor Augen führte, was verloren geht, wenn die Nacht erlischt. Ihr Credo: „Die Hälfte der Welt war immer dunkel.“ Und diese Dunkelheit ist essenziell. Fast zwei Drittel aller Tierarten sind nachtaktiv und auf die Dunkelheit angewiesen, um sich zu orientieren, zu jagen, sich zu paaren oder Fressfeinden zu entgehen. Doch die Lichtverschmutzung in Europa nimmt Jahr für Jahr um 6,5 % zu, was bei gleichbleibendem Anstieg dazu führt, dass sich die Himmelshelligkeit in elf Jahren verdoppeln würde.

Die Nacht unter dem Mikroskop: Stefanie Suchy von der Tiroler Umweltanwaltschaft zeigt, wie Kunstlicht die Biodiversität gefährdet und warum der Schutz der Dunkelheit für nachtaktive Tiere entscheidend ist. 6,5 % Zunahme der Lichtverschmutzung jährlich sind alarmierend. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Was bedeutet das konkret? Stefanie Suchy schilderte drastische Folgen: Der Rückgang nachtaktiver Insekten, besonders der Nachtfalter, ist heute bereits alarmierend. Sie werden angezogen, verbrennen oder verlieren die Orientierung. Das wiederum führt zu fehlenden Bestäubern und Nahrungsmangel für Fledermäuse, Frösche und Igel – ein Kippen des ökologischen Gleichgewichts. Auch Pflanzen leiden: Ihre natürlichen Rhythmen geraten durcheinander, Blätter werden zu spät abgeworfen, und sie werden frostanfällig.
Die Lösung? Kein Kreuzzug gegen das Licht, sondern ein Plädoyer für Maß und Ziel: „So wenig Kunstlicht wie möglich, so viel Beleuchtung wie notwendig“. Das bedeutet: „Gewusst wo“ (Lebensräume aussparen), „gewusst wann“ (bedarfsgerechtes Licht) und „gewusst wie“ (gezielte, warme, blendfreie Beleuchtung). Besonders wirkungsvoll sind hier Amber-LEDs mit 2.200 Kelvin, die dimmbar und mit Bewegungssensoren ausgestattet sind, meint Suchy.
Die Frage des i-Magazins am Mikro an Stefanie Suchy, wie sich Umwelt- und Sicherheitsbedürfnisse vereinbaren lassen, beantwortete sie besonnen: „Der Mensch verbindet Licht seit jeher mit Sicherheit – dieses Bild zu brechen, ist schwer. Doch es geht nicht darum, Licht abzuschalten, sondern es sinnvoll zu nutzen.“ Die Tiroler Umweltanwaltschaft hat zwischen 2015 und 2024 immerhin 467 Genehmigungsverfahren mit Beleuchtungsbezug durchgeführt; nur eine einzige Anlage wurde abgelehnt. Aber naturkundliche Nebenbestimmungen wie Warmweißpflicht, Pollerleuchten, Lichtlenkung oder Nachtabschaltung finden zunehmend Eingang in die Bescheide. Das zeigt: Es braucht nicht nur Einsicht, sondern auch rechtliche Klarheit.
Lichtbilder statt Lichtflut: Abbildende Beleuchtung revolutioniert die Planung

Lichtkunst mit Präzision: Luzius Huber von Opticalight demonstriert die bahnbrechende abbildende Beleuchtung, die mit nur 1,5 % Streulicht Fassaden inszeniert und den Nachthimmel schützt – ein Gewinn für Ästhetik und Umwelt. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Wie man mit weniger Licht mehr Wirkung erzielt, zeigte Luzius Huber. Sein Konzept der „abbildenden Beleuchtung“ ist faszinierend: Statt Flächen zu überfluten, projiziert man präzise „Lichtbilder“, die nur dort erhellen, wo es nötig ist – wie ein Bildhauer, der alles weghaut, was nicht zur Skulptur gehört. Das Prinzip ist subtraktiv: Licht, das nicht gebraucht wird, wird digital weggerechnet. Während konventionelle Anlagen 50 bis 80 % des Lichts als Streulicht in den Nachthimmel schicken, reduziert Hubers System diese Emissionen auf bis zu 1,5 %. Ein Beispiel, das das Publikum verblüffte: Eine Dorfkirche, die früher 10.000 Watt Halogenstrahler benötigte, kommt mit dem neuen System mit gerade einmal 180 Watt aus. Das ist eine Reduktion um den Faktor 50 – bei gleichzeitig verbesserter gestalterischer Wirkung! Huber zeigte auch, dass diese Technik nicht nur für Events, sondern für die Dauerbeleuchtung im öffentlichen Raum geeignet ist. Selbst 3 bis 5 Lux Beleuchtungsstärke lassen eine Fassade hell wirken, wenn das Umfeld dunkel bleibt. Die Nacht wird so zur Projektionsfläche für das kollektive Selbstbild einer Stadt. Schweizer Städte und Gemeinden wie Zürich, Basel oder Burgdorf nutzen diese Technologie bereits. Sein Appell: Licht ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das verantwortungsvoll eingesetzt werden muss. Huber hinterlässt noch einen bleibenden Eindruck: Er sagt, dass es in der Schweiz mittlerweile sogar begründet werden muss, wenn bei Neubauten keine abbildende Beleuchtung eingesetzt wird.
Insektenschutz und Sicherheit: Der schmale Grat der Außenbeleuchtung
Katrin Schroll, Leiterin der Optikentwicklung eines deutschen Herstellers, brachte Licht in die oft schwarz-weiße Debatte um Insektenschutz und Außenbeleuchtung. Sie warnte vor einfachen Rezepten wie dem Dogma, dass warmweißes Licht immer die beste Wahl sei. „Es reicht nicht, einfach auf 3.000 Kelvin zu setzen. Die spektrale Zusammensetzung ist entscheidend – und die unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller deutlich“, betonte Schroll.

Smarte Beleuchtung für Mensch und Natur: Katrin Schroll von Siteco erklärt, wie gezielte Lichtplanung und intelligente Steuerung Insektenschutz und menschliche Sicherheit verbinden können, abseits des reinen Kelvin-Denkens. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Neue Studien zeigen, dass Lichtintensität, Abstrahlwinkel und Masthöhe ebenso großen Einfluss auf nachtaktive Tiere haben. Der Fokus muss sich aus ihrer Sicht also von reinem Kelvin-Denken zu einer ganzheitlichen Planung verschieben. Schmalbandig rotes Licht sei nur für spezielle Naturschutzbereiche geeignet, nicht für die Fläche. Die Forderung nach vollständiger Abschirmung klingt zwar gut, erzeugt aber Unsicherheit bei Fußgängern. Schrolls Lösung: zonierte Lichtplanung mit variablen Cut-Off-Winkeln, abgestimmt auf Nutzungsanforderung und Standort. Kurzum: Nicht jede Straße braucht die gleiche Leuchte – aber jede Leuchte braucht einen Plan.
Auf die provokante These „Straßenbeleuchtung aus ab 22 Uhr – maximaler Insektenschutz“ entgegnete Schroll mit einem Plädoyer für Technik statt Verzicht. Präsenzsensoren, dimmbare Profile und Temperaturkompensation sind verfügbar. „Wir können Licht intelligent steuern. Wir müssen es nur tun.“ Auch das Thema Nachrüstpflicht bis 2030 wurde von ihr kritisch beleuchtet: Ein Austausch noch funktionstüchtiger Leuchten wäre ökologisch und finanziell fragwürdig. Stattdessen schlägt Schroll zonenweise Umrüstung, erweiterte Förderprogramme und modulare Leuchtensysteme vor.
Festliche Beleuchtung als Vorbild: Der „Festive Light Code“
Ein echtes Highlight vor dem i-Magazin-Mikro war das Aufeinandertreffen von Sebastian Aufhammer von einem der führenden Anbieter für festliche Lichtinszenierungen, und Johannes Kostenzer, Tirols Landesumweltanwalt. Was zunächst wie ein Widerspruch klang – dekoratives Dauerlicht vs. Schutz der Natur – entpuppte sich als Paradebeispiel für konstruktiven Dialog.

Der „Festive Light Code“ in Aktion: Sebastian Aufhammer, MK Illumination, und Johannes Kostenzer, Tiroler Umweltanwaltschaft, präsentieren den innovativen Leitfaden, der zeigt, wie festliche Beleuchtung umweltverträglich gestaltet werden kann, indem Lichtzonen und Leuchtzeiten klar definiert werden. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Das Herzstück dieser Zusammenarbeit ist der „Festive Light Code“. Er teilt beleuchtete Zonen in vier Kategorien ein, von unberührter Natur (Zone 0: kein Licht) bis zu Innenräumen (Zone 3: keine Einschränkungen). Für jede Zone wurden klare technische und zeitliche Parameter definiert, von maximaler Leuchtdichte (z.B. 10 Candela/m² bei 3D-Motiven ohne Abschirmung) bis zu Lichtfarbe (warmweiß oder wärmer) und Leuchtzeiten (z.B. 07:00–22:00 Uhr in Zone 1). Ziel: Lichtverschmutzung vermeiden, ohne auf festliche Akzente zu verzichten. Kostenzer brachte es auf den Punkt: „Es ist wirklich wichtig, dass man das Licht nur dort hat, wo es wenig oder nach Möglichkeit keine Beeinträchtigung für Menschen, aber auch andere Lebensformen mit sich bringt.“
Diese Kooperation führte schlussendlich auch zu neuen Produkt-Prototypen, angepassten Designs und überarbeiteten Konzepten, sogar für internationale Projekte. Ein geplanter Lichterpark in Innsbruck wurde beispielsweise vom naturnahen Schloss Ambras in den urbanen Hofgarten verlegt. Und manchmal bedeutet Erfolg auch Verzicht: Ein Projekt im sensiblen Tiroler Schluchtengebiet „Zammer Lochputz“ wurde zum Schutz der Tierwelt komplett gestoppt. Der „Festive Light Code“ zeigt, dass Lichtplanung nicht in Schwarz-Weiß denken muss – zwischen „aus“ und „an“ gibt es viele Stufen, mit Rücksicht auf Umwelt, Lebensqualität und Ästhetik. Der Code ist übrigens auch als gedruckte Broschüre mit Selbsttest für Gemeinden und Planer erhältlich.
Solarbeleuchtung neu gedacht: Effizient, ökologisch und sogar rot
Roman Liebe und Michael Sandriester zeigten, wie Solarbeleuchtung das Sonnenlicht nicht nur einfängt, sondern intelligent für Umwelt, Insekten und Nutzer weiterdenkt. Liebe begann seinen Vortrag mit einer faszinierenden Zahl: Bis zu 170.000 Jahre braucht ein Photon, um aus dem Inneren der Sonne an deren Oberfläche zu gelangen – und danach nur 499 Sekunden bis zur Erde. Eine beeindruckende Reise für eine so wertvolle Ressource.
Sandriester erklärte die Komplexität der Solarbeleuchtung, gerade bei Inselanlagen, wo Zusammenspiel von Sonnenstand, Verschattung, Modulfläche, Speichertechnik und Lichtsteuerung entscheidend ist. Hierfür wurde ein Konfigurator entwickelt, der Standortdaten, Verschattungsfaktoren und Nutzungsanforderungen intelligent kombiniert. Die modularen Solarstelen sind anpassbar in Höhe, Leuchtenanzahl und PV-Fläche, sogar mit vierseitiger Bestückung, hochwassersicher integriertem Akku und effizienter Schindeltechnik.
Doch der wahre Clou ist die Lichtabgabe: Der Hersteller setzt auf „zirkulare Lichtprofile“. In der insektenaktiven Zeit (Frühjahr bis Herbst) wird mit tiefrotem Licht (630 nm) beleuchtet, das für viele Fluginsekten nicht wahrnehmbar ist. Im Winter, wenn Insekten inaktiv sind, schaltet das System auf effizientere, weiße Lichtfarben um. Sandriester betonte vor dem i-Magazin Mikro: „Wenn wir im naturnahen Raum beleuchten, müssen wir das Dogma von Human Centric Lighting verlassen und in Richtung Nature Centric Lighting denken.“
Dieses Konzept wurde bereits erfolgreich umgesetzt, zum Beispiel im Nationalpark Poppen, wo ein eigenes Lichtprofil entwickelt wurde, oder am Weingut Esterházy, wo die Lichtprofile im Sommer mit 2.200 Kelvin und im Winter mit 3.000 Kelvin leuchten. Im deutschen Fürth wurde sogar ein Flussufer rot beleuchtet, was das Sicherheitsempfinden der Anrainer positiv beeinflusste, da rotes Licht die Pupille stärker öffnet und das Umfeld bewusster wahrgenommen wird. Wissenschaftlich belegt: Die Kombination aus Shutter-Technologie und zirkularen Lichtprofilen konnte den Insektenflug um 92 % reduzieren – ein Meilenstein für Biodiversität und Wartungsaufwand. Solarbeleuchtung ist somit längst nicht nur eine Energiefrage, sondern ein ökologisches Werkzeug.
Licht, Recht und Verantwortung: Ein gesellschaftlicher Auftrag
Wolfgang Konrad, Leiter der öffentlichen Beleuchtung in der Energie Graz, sorgte in seinem Impulsreferat zur Podiumsdiskussion vor dem i-Magazin Mikro für Aufsehen. Er plädierte eindringlich dafür, öffentliche Beleuchtung nicht nur technisch oder wirtschaftlich, sondern auch rechtlich, ethisch und kulturell zu betrachten. Die Energiekrise 2022 habe das Thema Licht in die Mitte der Gesellschaft gerückt. „Die Naturnacht steht plötzlich im Mittelpunkt“, so Konrad – und mit ihr eine neue Sicht auf Licht als Umweltfaktor.

Licht als gesellschaftliche Aufgabe: Wolfgang Konrad von Energie Graz fordert mehr rechtliche, ethische und kulturelle Verantwortung in der Lichtplanung – und stellt die „Naturnacht“ in den Mittelpunkt einer neuen Umweltdebatte. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Lichtverschmutzung sei eine „rechtlose Materie“, da es kaum klare gesetzliche Regelungen oder normative Standards gibt, außer in einzelnen Bundesländern wie Oberösterreich. Dennoch beeinflusst Licht unsere Umwelt massiv – biologisch, sozial und kulturell. Umwelt sei nicht nur „Natur“, sondern alles, was uns beeinflusst: Medien, Gespräche, Architektur – oder eben Licht. Es geht nicht nur um Tiere und Pflanzen, sondern auch um menschliche Gesundheit, Orientierungssinn, subjektives Sicherheitsgefühl und kulturelle Identität. Konrad sprach von einer „Cosifizierung“ der Gesellschaft, wo der Mensch zunehmend vom Subjekt zum Objekt werde. Wer entscheidet, wie hell oder dunkel unsere Nächte sind, und auf Basis welcher Werte? Sein Vortrag war ein Aufruf zum Umdenken: Öffentliche Beleuchtung ist Ausdruck von Verantwortung, Respekt und Gesellschaftsbild.
Tageslicht im Fokus Gesundheit, Effizienz und Forschung
Renate Hammer vom Institut für Building Research & Innovation (IBRI) beleuchtete vor dem i-Magazin Mikro die zentrale Rolle von Tageslicht im Innenraum, weit über bloße Helligkeit hinaus. Sie schilderte, wie die Erkenntnis, dass energiesparende Architektur oft zu dunklen Räumen führt, ihre Forschung antrieb, um gesundheitliche Auswirkungen zu untersuchen.

Tageslicht als Gesundheitsfaktor: Renate Hammer vom IBRI erklärt, warum Tageslichtplanung mehr ist als Fensterdimension – und wie ein neuer LTG-Leitfaden gesunde Innenräume mit biologisch wirksamem Licht ermöglicht. (Bild: ©www.i-magazin.at)
Hammer betonte, dass moderne Tageslichtplanung Simulationen erfordert und verwies auf den „Tageslichtprozent“ als zentralen Maßstab, der das Verhältnis der Beleuchtungsstärke außen zur Beleuchtungsstärke innen herstellt. Sie hob die Bedeutung der ÖNORM EN 17037 und der OIB-Richtlinie 3 hervor, die gesundheitliche Aspekte beleuchten und Niveaus für gesunde Innenräume definieren. Ein in Kürze erscheinender Planungsleitfaden der LTG, basierend auf über 760.000 „Einzelruns“, soll hier Planern und Nutzern konkrete Hilfestellung bieten – auch für die melanopische Wirksamkeit des Lichts. Ihr Fazit: Innenräume können ausreichend Tageslicht erhalten, doch die biologisch wirksame Lichtversorgung erfordert eine vertiefte Berücksichtigung vielfältiger Parameter.
Licht für die Stadt: Wien als Vorreiter in der Außen- und Straßenbeleuchtung

Vom Talglicht zur Smart Lighting City: Gerald Wötzl präsentiert das Wiener Lichtbuch – eine 300-jährige Reise durch Innovation, Stadtgeschichte und nachhaltige LED-Lösungen mit Vorbildwirkung für Europa. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Gerald Wötzl, der maßgeblich am „Buchprojekt zur Außen- und Straßenbeleuchtung der Stadt Wien“ gemeinsam mit dem i-Magazin beteiligt war, gab spannende Einblicke in die Bestrebungen der Bundeshauptstadt. Wien hat sich zum Ziel gesetzt, mit intelligenten Lichtlösungen und einem umfassenden Plan die Balance zwischen Sicherheit, Ästhetik und Umweltschutz zu finden. Das Buchprojekt beleuchtet die Herausforderungen und Erfolge der Wiener LED-Umstellung, von der historischen Gaslaterne bis zur modernen Wiener Beleuchtungslösung. Wötzl betonte, dass es nicht nur um technische Aspekte geht, sondern auch um die soziale Akzeptanz und das Wohlbefinden der Stadtbewohner. Er zeigte auf, wie wichtig eine transparente Kommunikation und eine frühzeitige Bürgerbeteiligung für erfolgreiche Beleuchtungsprojekte sind.
Standards für die Praxis: Die OVE-Richtlinie R 29-1 im Fokus
Fritz Manschein und Gerald Wötzl präsentierten dem LTG-Kongress-Publikum die Bedeutung und Neuerungen der OVE-Richtlinie R 29-1. Diese Richtlinie ist ein zentrales Regelwerk für die elektrotechnische Planung und Errichtung von Außen- und Straßenbeleuchtungsanlagen in Österreich. Straßenbeleuchtungsanlagen ist eine Querschnittsmaterie aus Mechanik, Lichttechnik und Elektrotechnik. Die OVE-Richtlinie R 29-1 beschäftigt sich ausschließlich mit elektrotechnischen Aspekten von Beleuchtungsanlagen. In der Vorstellung der Richtlinie gingen Manschein und Wötzl überblicksmäßig auf die elektrotechnischen Anforderungen, Überspannungsschutz, Erdung und Potentialausgleich, Selektivität sowie auf verspannte und verkabelte Anlagen ein. Hervorgehoben wurde, dass erstmals klare Regelungen für die Straßenbeleuchtung getroffen wurden, die bislang in den elektrotechnischen Normen nicht eindeutig diesem Bereich zugeordnet waren.
Manschein und Wötzl zeigten auch auf, wie die Richtlinie Planern und Errichtern als verbindliche Grundlage und Hilfestellung gleichermaßen dient, um qualitativ hochwertige und zukunftsfähige Straßenbeleuchtungslösungen realisieren und betreiben zu können.
Lichtforschung der Zukunft: Innovative Projekte für die Praxis
David Greisler-Moroder und Sascha Hammes gaben vor dem i-Magazin Mikro faszinierende Einblicke in ihre aktuellen Forschungsprojekte. Sie präsentierten innovative Ansätze und experimentelle Ergebnisse, die das Potenzial haben, die Lichtbranche in den kommenden Jahren maßgeblich zu beeinflussen. Ihre Forschung konzentrierte sich auf Themen wie die Optimierung von Lichtsteuerungen, die Entwicklung neuer Materialen für effizientere Leuchten und die tiefgreifende Analyse der biologischen Wirkung von Licht auf Mensch und Tier. Die beiden zeigten auf, dass Lichtforschung weit über reine Technik hinausgeht und eine interdisziplinäre Herangehensweise erfordert, um den komplexen Herausforderungen der modernen Beleuchtung gerecht zu werden. Ihre Projekte verdeutlichen, dass der Fortschritt in der Lichttechnologie eng mit einem tiefen Verständnis der Auswirkungen auf unsere Umwelt und unser Wohlbefinden verbunden ist.
Effizienz im Fokus: Die LED-Umrüstung im öffentlichen Raum
Dominik Alder, ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der LED-Beleuchtung, präsentierte vor den Anwesenden die enormen Vorteile und Herausforderungen bei der Umrüstung von Bestandsanlagen auf LED-Technologie. Er zeigte anhand konkreter Fallbeispiele auf, wie Kommunen und Städte durch den Wechsel zu LEDs nicht nur massive Energieeinsparungen erzielen, sondern auch die Wartungskosten deutlich senken können.

Retrofit mit Verantwortung: Dominik Alder erläutert, wie eine fachgerechte LED-Umrüstung nicht nur Strom spart, sondern auch Normen, Lebensdauer und Lichtqualität berücksichtigt – für nachhaltige Beleuchtung im Bestand. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Alder betonte, dass eine erfolgreiche LED-Umrüstung mehr ist als nur der Austausch von Leuchtmitteln; sie erfordert eine sorgfältige Planung, die Auswahl der richtigen Lichtfarbe und Optik sowie die Integration intelligenter Steuerungssysteme. Sein Vortrag unterstrich das große Potenzial von LEDs als Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige und effiziente Beleuchtung des öffentlichen Raums und er präsentierte darüber hinaus das Merkblatt „Umrüstung von Beleuchtungsanlagen auf LED-Lichtquellen“ – einen Leitfaden, der gemeinschaftlich vom OVE, FEEI (Sparte Licht) und der LTG veröffentlicht wurde.
Weinwelt im besten Licht: Das Beleuchtungsprojekt der Arlberg Hospiz Alm
Michael Podgorschek war diesmal einer der wenigen Vortragenden, der sich dem Innenraum widmete. Er präsentierte in diesem Umfeld einmal mehr ein faszinierendes Beleuchtungsprojekt: die Inszenierung der Weinwelt der Arlberg Hospiz Alm in St. Christoph.

Licht trifft Luxus: Michael Podgorschek inszeniert den Weinkeller der Arlberg Hospiz Alm mit millimetergenauem Lichtdesign – für perfekte Lesbarkeit der Etiketten, stimmungsvolle Atmosphäre und sinnliche Raumerfahrung. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Der Lichtplaner und Designer erläuterte, wie durch gezielte Lichtführung eine einzigartige Atmosphäre geschaffen wurde, die die Architektur und die Exponate – die edlen Weine – perfekt zur Geltung bringt. Podgorschek zeigte, dass Lichtdesign weit mehr ist als nur Helligkeit; es ist ein Werkzeug, um Emotionen zu wecken, Geschichten zu erzählen und Räume zu definieren. Die Herausforderung bestand darin, die Beleuchtung so zu gestalten, dass sie sowohl funktional ist als auch die exklusive und sinnliche Erfahrung des Weinkellers unterstreicht, ohne dabei die filigrane Balance des Raumes zu stören. Ein echtes Beispiel für Licht als Kunstform.
Licht für die Ohren: Der „Info-Licht-Podcast“ und Tageslicht
Johanna Stückler entführte das Publikum schließlich in die Welt des „Info-Licht-Podcasts“, einem innovativen Format, das Lichtthemen einem breiten Publikum zugänglich macht. Sie sprach über die Bedeutung der Wissensvermittlung und zeigte auf, wie komplexe Zusammenhänge rund um das Thema Licht verständlich aufbereitet werden können. Ein besonderer Fokus ihres Vortrags lag auf dem Tageslicht.

Licht hören, Licht verstehen: Johanna Stückler präsentiert den „Info-Licht-Podcast“ – ein innovatives Format, das komplexe Lichtthemen audiovisuell erklärt und zum Mitdenken über Tageslicht und Nachhaltigkeit anregt. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Stückler betonte die enorme Wichtigkeit von natürlichem Licht für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit. Sie lieferte praktische Tipps, wie Tageslicht optimal in Gebäude integriert und seine positiven Effekte maximiert werden können, um eine gesunde und inspirierende Umgebung zu schaffen. Der Podcast startet bereits zur Sommersonnenwende: Am 21. Juni 2025 https://licht-podcast.org/
Podiumsdiskussion: Ist ein Abschalten von Kunstlicht im öffentlichen Raum sinnvoll?
Ein Höhepunkt des Kongresses war die Podiumsdiskussion „Ist ein Abschalten von Kunstlicht im öffentlichen Raum sinnvoll?“. Unter der Moderation von Rudolf Gruber diskutierten Gudrun Schach, Bernhard Gruber, Fritz Kampl, Wolfgang Konrad, Fritz Manschein, Horst Pribitzer, Gerald Wötzl und Stefanie Suchy intensiv über diese brisante Frage. Die Meinungen waren vielfältig und spiegelten die Komplexität des Themas wider.

Zwischen Lichtaus und Sicherheit: In der Podiumsdiskussion diskutieren Expert:innen, ob das Abschalten von Außenbeleuchtung sinnvoll ist – mit spannenden Positionen zwischen Umweltbewusstsein und urbaner Lebensqualität. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Während manche Rednerinnen die Notwendigkeit des Abschaltens in manchen Fällen aus ökologischen Gründen und zum Schutz der Biodiversität betonten, wiesen andere auf die Bedenken hinsichtlich Sicherheit, sozialer Akzeptanz und praktischer Umsetzbarkeit hin. Die Diskussion zeigte, dass es keine einfachen Ja- oder Nein-Antworten gibt, sondern maßgeschneiderte Lösungen gefragt sind, die alle relevanten Aspekte berücksichtigen. Der Konsens war, dass ein intelligentes Management des Lichts – sei es durch Dimmen, bedarfsgerechte Steuerung oder zonierte Beleuchtung – oft sinnvoller ist als ein pauschales Abschalten, um sowohl Umwelt als auch Sicherheit zu gewährleisten.
Tag 2 im Fokus: Neue Impulse für die Lichtwelt
Der zweite Kongresstag, ergänzte die Diskussionen mit weiteren zukunftsweisenden Themen. Berat Aktuna beleuchtete, ob „die Smart City noch Sensoren braucht bzw. neue Wege durch KI und Online-Daten“. Martin Fritz und Johannes Koppelhuber informierten über „Maststandsicherheitsprüfungen“. Johannes Weninger präsentierte „Potenziale moderner Beleuchtungssysteme – Eine Technologie-Roadmap“. Horst Pribitzer sprach über „Blendungsbegrenzung am Beispiel Sporthalle“ und gemeinsam mit Bernhard Gruber auch über „Sportstätten im Scheinwerferlicht – Beispiel Salzburg Nord, Liefering“. Den Abschluss machte Gudrun Schach mit dem Vortrag „eine CO2 neutrale Beleuchtung“. Kurzum: Auch die Vorträge des zweiten Kongresstages boten vielfältige Perspektiven für[SA1] die Zukunft der Beleuchtung.
Der Blick nach vorn: Eine leuchtende Zukunft mit Köpfchen
Der LTG-Kongress 2025 in Innsbruck hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Lichtbranche in Bewegung ist – und das im besten Sinne des Wortes.

Gudrun Schach, Vorsitzende der Lichttechnischen Gesellschaft Österreichs, und die Vortragenden begeistert das Publikum beim LTG-Kongress 2025 und fordert mehr interdisziplinäres Denken für eine nachhaltige Lichtzukunft. (Bild: ©www.i-magazin.com)
Von der Eröffnungsrede Gudrun Schachs, die zum interdisziplinären Denken aufrief, über die alarmierenden Fakten zur Lichtverschmutzung von Stefanie Suchy, bis hin zu den revolutionären Konzepten der abbildenden Beleuchtung von Luzius Huber, den pragmatischen Lösungen von Katrin Schroll für Insektenschutz und Sicherheit, dem wegweisenden „Festive Light Code“ von Sebastian Aufhammer und Johannes Kostenzer, der cleveren Solarbeleuchtung von Roman Liebe und Michael Sandriester, und den tiefgründigen rechtlichen und ethischen Überlegungen von Wolfgang Konrad – überall war spürbar: Es geht nicht mehr nur um die reine Helligkeit, sondern um die Qualität, die Verantwortung und die Auswirkungen unseres Lichts auf die Welt um uns herum. Auch die Beiträge von Renate Hammer Tageslicht im Innenraum, Gerald Wötzl zum Wiener Buchprojekt, Fritz Manschein zur OVE-Richtlinie, David Greisler-Moroder und Sascha Hammes zu Forschungsprojekten, Dominik Alder zur LED-Umrüstung, Johanna Stückler zum Licht-Podcast und Michael Podgorschek zum Beleuchtungsprojekt der Arlberg Hospiz Alm zeigten bereits am ersten Tag des LTG-Kongresses die Bandbreite und Tiefe der aktuellen Diskussionen. Die Podiumsdiskussion unterstrich die Komplexität des Abschaltens von Kunstlicht und die Notwendigkeit smarter Lösungen.
Lichtplanung: Mit Fingerspitzengefühl planen
Die Zukunft der Außenbeleuchtung liegt in der intelligenten und verantwortungsvollen Nutzung von Licht. Das bedeutet, präzise zu planen, wo und wann Licht benötigt wird, und dabei die Auswirkungen auf die Biodiversität und den menschlichen Lebensraum zu berücksichtigen. Es geht darum, neue Technologien zu nutzen, die Energie sparen und gleichzeitig die Lichtverschmutzung minimieren. Wir können nicht nur den Sternenhimmel zurückerobern, sondern auch eine nachhaltigere und lebenswertere Umwelt für alle schaffen. Der LTG-Kongress 2025 hat den Weg gewiesen: Eine leuchtende Zukunft ist nur dann wirklich hell, wenn sie auch die Dunkelheit respektiert.
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