Wer zur Miete wohnt, kann über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach nicht selbst entscheiden (das i-Magazin berichtete). Die Möglichkeiten für Mieter und Menschen mit geringem Einkommen, lokal produzierten Sonnenstrom zu nutzen, sind bisher marginal – oder vom guten Willen anderer abhängig. Das muss sich ändern, findet i-Magazin-Redakteur Oliver Kube.
Die Sonne gehört niemandem, sie ist eine schier unerschöpfliche Energiequelle. Dennoch ist ein großer Teil der Bevölkerung von der Nutzung dieser Energiequelle de facto ausgeschlossen. Dass die Energiewende nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Frage ist, wird umso deutlicher in Zeiten, in denen die Energiepreise explodieren und sich immer mehr Menschen fragen, wie sie die nächsten Stromrechnungen bezahlen sollen. Die bestehenden Förderungen nützen denen wenig, die kein Eigentum haben. Die EEGs sind eine feine Sache, doch erstens stecken sie noch in den Kinderschuhen und zweitens besteht für Mieter und Menschen mit niedrigem Einkommen auch hier die Abhängigkeit von der Eigeninitiative anderer. Weder der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen noch die Grundversorgung der Bevölkerung sind Privatvergnügen. Wir müssen sie als gesamtgesellschaftliche Mammutaufgabe angehen, wenn wir auch nur ansatzweise die Chance haben wollen, sie zu meistern. Politische Entscheidungsträger auf allen Ebenen stehen in der Verantwortung, ihren Teil zur Energiewende beizutragen. So könnten Kommunen die Energiegemeinschaften federführend vorantreiben. Nicht nur hier und da ein kleines Projekt, sondern in Form einer kommunalen Gesamtplanung. Die kommunale Ebene ist hierfür besonders gut geeignet, weil sie sich einerseits in Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern den notwendigen Überblick verschaffen kann, etwa wer mit wem eine EEG bilden kann. Andererseits sind städtische Verwaltungen nah genug am Ort des Geschehens, um lokale Besonderheiten zu berücksichtigen und nicht in realitätsfremden, zentralistisch-bürokratischen Aktionismus zu verfallen. Zu beachten ist neben aller Begeisterung für Photovoltaik-Strom, dass Wind- und Wasserenergie sowie moderne Stromspeicher ebenfalls elementarer Bestandteil der Energiewende sind. Schließlich wollen wir nicht im Dunkeln sitzen, sobald der Winter naht. Hier sind Kommunen, Länder, Bund und EU gleichermaßen gefordert, das Heft in die Hand zu nehmen. Die Ausrede „Was können wir als kleines Land im globalen Maßstab denn schon ausrichten?“ zählt hier nicht. Denn je konsequenter und entschlossener die Einen voranschreiten, desto mehr sind andere gezwungen nachzuziehen. Auch der Verweis auf die hohen Kosten ist kein gutes Argument. Denn viel teurer als die Energiewende ist es, sie nicht konsequent anzupacken.
Oliver Kube
ist Redakteur bei
i-Magazin und ecarandbike.com
(Foto: www.i-magazin.com)