Chance und Herausforderung für Elektrotechniker:

Smart Home braucht einen Imagewandel

von Oliver Kube
von Oliver Kube Foto: © pixabay

Smart Home ist längst nicht mehr nur eine Spielerei für Reiche – und hat dennoch bei vielen Menschen immer noch diesen Ruf. Bei mir wäre das genauso, hätte ich nicht gegen Ende meines Studiums ein paar kurze Texte für einen alten Schulfreund verfasst, dessen Elektrotechnik-Firma unter anderem Smart-Home-Systeme anbietet. Technik-affin war ich noch nie. Elektrotechniker waren für mich immer Menschen, die man anruft, wenn was kaputt ist und/oder neu gemacht werden muss.

Ich bin nun 31, aufgewachsen in einer mittelgroßen Stadt in der Nähe von Stuttgart, vor zwei Jahren nach Wien gezogen. Noch nie hat ein Elektrotechniker versucht, mich über das Potenzial von Smart Home aufzuklären oder mich wenigstens gefragt, ob ich mich dafür interessiere. Warum eigentlich nicht? Das soll nicht als Aufruf zu exzessiven Werbekampagnen und aufdringlichen Akquise-Aktivitäten verstanden werden. Doch Starter-Kits gibt es längst im dreistelligen Bereich, smarte Heizkörperthermostate zweistellig – Sie als Profi wissen das besser als ich. Auch Menschen, die kein überdurchschnittliches Einkommen haben, können sich das leisten. Oder anders ausgedrückt: Einige Smart-Home-Anwendungen sind massentauglich. Nur wissen die Massen das noch nicht – oder zumindest kommt es mir so vor.

Aus der jüngeren Generation fallen mir spontan zwei Zielgruppen ein: die Digitalisierungs-Begeisterten und die Umweltbewussten. Ich zähle mich zur zweiten Gruppe. Wie oft vergesse ich im Alltag, die Heizung abzudrehen? Wie viel Strom fressen Elektrogeräte unnötig im Standby-Modus? Gerade in Zeiten, in denen Strom und Heizen immer teurer werden, ist die Möglichkeit zum Einsparen auch aus Kostengründen für viele Menschen ein interessanter Einstieg in die Smart-Home-Welt. Es wäre schade, wenn dieses Potenzial verloren ginge. Für andere Zielgruppen steht vielleicht das Sicherheitsbedürfnis im Fokus.

Sicher kann sich heutzutage fast jede und jeder die notwendigen Informationen online zusammensuchen. Doch persönliche Beratung kann Bedenken bezüglich Datensicherheit und Nutzen viel leichter ausräumen als Werbeversprechen im Internet. Vertrauen entsteht vor allem im persönlichen Gespräch. Wichtig ist eine interessante, aber unaufdringliche Ansprache sowie eine verständliche und seriöse Beratung – vor und nach der Installation der entsprechenden Produkte und Anwendungen. Doch lohnt sich der Aufwand bei Menschen mit geringem Einkommen überhaupt? Ich behaupte: Ja! Denn es sollte dabei aus meiner Sicht nicht nur um den kurzfristigen Umsatz gehen, sondern neben langfristiger Kundenbindung auch darum, den Imagewandel von Smart Home zu vollziehen. Damit würden Elektrotechniker gleichzeitig das Image ihres Berufsfelds erweitern. Es geht um die nachhaltige Verankerung im Bewusstsein der Menschen – und natürlich in ihren Häusern und Wohnungen.

Oliver Kube

Bild: Oliver Kube

Oliver Kube ist Redakteur
bei i-Magazin und ecarandbike.com.

Ähnliche Artikel

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Zur Speicherung Ihres Namens und Ihrer E-Mailadresse klicken Sie bitte oben. Durch Absenden Ihres Kommentars stimmen Sie der möglichen Veröffentlichung zu.

Unseren Newsletter abonnieren - jetzt!

Neueste Nachrichten aus der Licht- und Elektrotechnik bestellen.