Indien importiert 38 Prozent fossile Brennstoffe – weitere Rohstoffe könnten knapp werden

Ukraine-Krieg stellt Rohstoffmärkte vor vielfältige Herausforderungen

von Oliver Kube
Foto: © Martin Currie / Franklin Templeton

Ein Kommentar von Alastair Reynolds, Portfoliomanager bei Martin Currie, Teil von Franklin Templeton.

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat nicht nur tragische menschliche Opfer gefordert, sondern auch globale wirtschaftliche Folgen. Dieses betrifft sowohl Sanktionen als auch – wie wir aktuell sehen – die Rohstoffpreise und Lieferketten. Insbesondere die Bereiche der Automobilindustrie, grüne Energielösungen und Elektrifizierung stehen dabei im Fokus.

Die Erdölpreise sind bereits aufgrund der Sorge um eine Verknappung in die Höhe geschnellt. Dies könnte sich als Herausforderung für die Volkswirtschaften erweisen, die nach wie vor stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Dazu gehört auch Indien. Indien ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt und führt die Wachstumsentwicklung in den Schwellenländern an. Das Land erlebt einen Strukturwandel und sich verändernde Verbrauchertrends, die in Verbindung mit einem positiven makroökonomischen Umfeld dazu beitragen, dass einheimische Unternehmen florieren. Das Land verfügt über dynamische, unternehmerisch denkende Unternehmen, die in ihren jeweiligen Segmenten marktführend sind und so interessante Anlagemöglichkeiten bieten. Fast drei Viertel des indischen Energieverbrauchs entfällt allerdings auf fossile Brennstoffe, von denen 38 % importiert werden. Die allgemeine Marktstimmung hat sich bereits auf diesen Markt ausgewirkt, der seit Jahresbeginn um 5,4 % gesunken ist.

Düngemittel, Neongas und Nickel könnten ebenfalls knapp werden

Neben den fossilen Brennstoffen gibt es noch weitere Produkte, bei denen Engpässe zu erheblichen Störungen führen könnten, da ein großer Teil des weltweiten Angebots aus dieser Region stammt. Russland, die Ukraine und Weißrussland spielen eine Schlüsselrolle bei Düngemitteln (etwa 40 % der Weltproduktion), Platingruppenmetallen (insbesondere Palladium mit fast 40 % der Weltproduktion), bei Neongas (die Hälfte des Weltangebots, das größtenteils in der Halbleiterherstellung verwendet wird) sowie als große Exporteure von Aluminium, Nickel und Kupfersulfaten (die zur Kupferherstellung verwendet werden). Nickel wird zum Beispiel in großem Umfang für Batterien und sogar in Verbindung mit Kupfer für Rohre in Entsalzungsanlagen verwendet. Kupfer ist ein Schlüsselrohstoff im Bereich Elektrifizierung. Die Lieferkette für Elektrofahrzeuge und ihre Komponenten könnten von Engpässen bei diesen Rohstoffen betroffen sein.

Eine weitere Folge des Konflikts sind die Auswirkungen des extremen Preisanstiegs auf dem Rohstoffmarkt. Rohstoffhändler stehen vor extremen Liquiditätsproblemen, da der Kapitalbedarf für die Absicherung von Derivatgeschäften und Kaufverträgen erheblich gestiegen ist. In der nachgelagerten Wertschöpfungskette könnten die Auswirkungen gravierend sein. Beispiele dafür gibt es bereits im britischen Versorgungssektor, wo die Kunden mit enormen Preissteigerungen konfrontiert sind und die Energieversorgungsunternehmen selbst vor dem Bankrott stehen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine sind eindeutig global und weitreichend. Die Unterbrechung der Versorgung ist ein zentrales Thema und wird wahrscheinlich Auswirkungen auf globaler Ebene haben. Dies wird sich auch in den Schwellenländern bemerkbar machen, wie in den oben erwähnten Fällen in Indien, bei Elektrofahrzeugen und Halbleitern.

Alastair Reynolds ist Portfoliomanager bei Martin Currie.

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