Warum die Elektrobranche das E-Auto bewerben sollte:

Reichweitenproblem – glauben Sie auch an das Märchen?

von Moritz Hell
von Thomas Buchbauer Foto: © i-Magazin

Elektroautos haben eine zu geringe Reichweite – diese und zahlreiche andere Argumente bringen jene Personen gerne ins Spiel, die eine offensichtliche Abneigung der Elektromobilität gegenüber hegen. Doch die Wahrheit ist eine vollkommen andere. Ich kann Ihnen die Mär anhand einer persönlichen Erfahrung, die ich erst kürzlich wieder gemacht habe, widerlegen. Es war in diesem Sommer – der überwiegende Teil der heimischen Urlauber machte sich im Juli und August mit dem Auto auf den Weg in den Süden. Meine Familie und ich gehörten auch zu jenen, die endlich mal wieder raus wollten. Also fuhren wir dem Auto – besser gesagt mit unserem Elektroauto (und ja, die CO2-Bilanz meines E-Fahrzeuges ist nach 50.000 gefahrenen Kilometer längst eine wesentlich bessere als die eines Verbrenners. Den Nachteil der energieintensiveren Produktion des E-Autos hat man laut Studien mit dem heimischen Strom-Mix spätestens nach 30.000 km egalisiert). Meine Frau als Urlaubsplanerin wählte den wohl entlegensten Teil Kroatien aus. Sie wollte endlich mal nach Dubrovnik. Rund 1.000 km in ein Land, das wahrscheinlich nicht viele als elektromobilitätsaffin bezeichnen würden. Doch ich hatte keine Bedenken. Die letzten Jahre als Fahrer rein elektrisch angetriebener Fahrzeuge lehrten mich eines: Man kommt immer an – und das auch stets stressfrei. Der Blick auf die Supercharger-Landkarte von Tesla bestätigte mein Gefühl: Exakt 965 km von Wien Richtung Grenze, über Slowenien, mit 130 Sachen über die Autobahn Kroatiens, einen kurzen Trip durch Bosnien und dann wieder zurück nach Kroatien an der Küstenstraße entlang bis nach Dubrovnik. Dreimal Laden schlug die Routenplanung meines Tesla Model 3 vor. Und es kam (wie immer), so wie der Bordcomputer es prognostizierte. Das erste Boxenstopp kurz nach Maribor verschaffte uns nicht nur die Möglichkeit, unseren körperlichen Bedürfnissen nachzukommen, sondern auch einen kleinen Happen zu essen. Aber auch die anderen beiden Ladevorgänge (keiner davon länger als ca. 30 Minuten) – der letzte davon in Split – sorgten dafür, dass auch unsere körpereigenen Batterien aufgeladen wurden. In Dubrovnik angekommen, hatte das Fahrzeug noch immer genügend Energie in den Akkus, um die nächste Supercharger-Station zu erreichen. Doch das war gar nicht notwendig. Denn inmitten des Yachthafens – rund 5 Gehminuten von unserem Appartement entfernt – bot ein sogenannter Destination-Charger von Tesla »Laden zum Verweilen« zum Nulltarif an. Und weil gleich gegenüber der Wallbox das Restaurant »Peppers« kulinarische Köstlichkeiten bietet, war auch das wesentlich langsamere AC-Laden, im wahrsten Sinne des Wortes, ein wahrer Genuss. Wenn Ihnen mein Trip nach Dubrovnik nicht ausreicht, um ihre Reichweiten-Skepsis in den Wind zu schlagen – meine Fahrt nach Fiss in Tirol für die Recherche der PV-Anlage von LG Solar am Dach des Appartementhauses »Chesa Pale« machte ich klarerweise auch mit dem Model 3. Und oh Wunder! – Man kommt ohne Probleme in die entlegensten Täler Österreichs (liebe Tiroler, verzeiht mir den Ausdruck!) und auch wieder raus! 😉

Ich möchte aber noch ein wesentliches Argument »pro Elektromobilität« ins Feld führen: Unsere Branche ist wohl einer der größten Profiteure dieser Entwicklung. Und als Protagonist der Elektrobranche sollte jeder – und damit meine ich wirklich jeder – nicht nur mit gutem Beispiel vorangehen und auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umsteigen, sondern auch als Botschafter der Elektromobilität den Konsumenten die Angst vor etwas nehmen, vor dem man keine Angst haben muss. Sie wollen es schwarz auf weiß? Wenn man den uns zugetragenen Informationen über die Zahlen des deutschen Elektrogroßhandels Glauben schenkt, dann wird meine These auf eindrucksvolle Weise untermauert: Denn mit einer bombastischen Steigerung von über +360 % (*) zum Vorjahr ist die Warengruppe »Elektromobilität« mit Abstand das Beste, was der Elektrobranche passieren konnte. Selbst der Bereich »regenerative Energieerzeugung« mit einem Plus von rund 55 % bot von Jänner bis Juli 2021 nicht annähernd ein so hohes Steigerungspotenzial. Dass Warengruppen wie »Schützen und Verteilen« mit ca. 15 %, »Kabel und Leitungen« (ohne Metallzuschläge) mit in etwa 45 % sowie der Gesamtumsatz der Elektrobranche mit einem Plus von knapp unter 20 % vor allem auch von der »Elektromobilität« indirekt profitierten, liegt wohl auf der Hand.

Deswegen, liebe Leser: Werfen wir endlich alle unsere Zweifel der Elektromobilität gegenüber über Bord! – Denn glauben Sie mir: Sie sind unberechtigt! Und zum Schluss noch eine wesentliche Botschaft von mir an die Auto-Enthusiasten unter Ihnen: Elektrisch Fahren macht verdammt viel Spaß! Denn das von der ersten bis zur letzten Sekunde zur Verfügung stehende Drehmoment des Elektromotors stellt wohl jenes von (fast) jedem Verbrenner in den Schatten. Probieren Sie´s aus!

Thomas Buchbauer ist Chefredakteur und Herausgeber von i-Magazin und ecarandbike.com. (Bild: www.i-magazin.com)

Thomas Buchbauer ist
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i-Magazin und ecarandbike.com.

 

(*) Sämtliche Zahlen, die hier vorkommen, gelten als unbestätigt.

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